Flying Blind In Shenzhen
Freitag, 3. Oktober 2008
Frédéric Neuwald: GÖTTERSCHWERT


Ein Anfall zügelloser Romantik...
(3/5 Punkte)

...kommt in diesem Werk zwar auch vor, jedoch beruht er auf einem koitalen Mißverständnis und wärt nur kurz.

Als der angesehene Professor Bertrand Lechausseur einen unfreiwilligen Kopfsprung vom Balkon seiner Villa macht, werden der Archäologe, mit Spezialgebiet Hellenismus, Morgan Lafet und sein Praktikant Hans vom Louvre beauftragt seinen Nachlass zu sichten und zu katalogisieren.
Zu ihrer Überraschung finden sie ein Schwert, welches es gar nicht geben dürfte, denn es ist laut Tests über 3000 Jahre alt, besteht aber aus einer Titanlegierung. Offiziell entdeckt wurde das Metall Titan aber erst 1791.
Mit anfänglicher Unterstützung des reichen Antiquitätensammlers John Jürgen fangen die beiden an nach dem Ursprung des Schwertes zu suchen. Bald wird klar, dass das Schwert nur ein Teil einer ganzen Rüstung ist, die einmal von Alexander dem Großen besessen worden sein muß, doch auch der hatte diese nur einer anderen schillernden Figur posthum entwendet...(Im Original hat der Roman auch den Titel "L'Ombre d'Alexandre", also "Der Schatten des Alexander").
Es geht von Paris über Rom, Alexandria, Canakkale und Larnaca nach Sparta. Dabei erleben sie etliche Abenteuer und machen den einen oder anderen Fund.
Als unsere Protagonisten aus einer brenzligen Situation von einem gewissen Hyacinthe gerettet werden, wird dessen Boss, der sich selbst Helios nennt, ihr neuer Finacier. Helios behauptet, dass die Rüstung des Alexander sein Eigentum ist und er wird Morgan und Hans fürstlich belohnen, wenn er diese zurückbekommt.
Obwohl das Unternehmen nun ökonomisch abgesichert ist, werden die geheimnisvollen Gegner gefährlicher und lästiger und der arme Professor Lechausseur bleibt nicht das letzte Todesopfer in diesem Spiel.

Morgan Lafet erzählt diese Geschichte in der ersten Person Singular und in der Vergangenheitsform.
Dies ist ziehmlich gut gemacht, da der Leser so immer nur das weiß und erfährt, was Morgan weiß. Dies gibt der Story wenigstens ein kleines Spannungsmoment, da sie ansonsten relativ leicht vorhersehbar ist.
Das Cover läßt eher auf einen Fantasyroman schließen und der Aufdruck "Mysterythriller" soll wohl Dan Brown Fans ansprechen. In der Tat steht dieser Roman mehr in der Tradition von INDIANA JONES oder TOMBRAIDER mit LARA CROFT, obwohl Morgan Lafet weder die Kragenweite des einen noch die Oberweite der anderen hat.

Das klingt jetzt zwar abwertend, aber trotzdem hat es Spaß gemacht den Roman zu lesen.
Zum einen ist da der Schreibstil von Frederic Neuwald bzw. von Nora Schreiber, die den Roman aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat, der mir gefallen hat. Die Satzkonstruktionen sind etwas komplexer, als bei vergleichbaren Romanen von Schriftstellern aus dem englischen Sprachraum.
Neuwald hat offensichtlich auch einigen Sprachwitz in den Originaltext gesteckt und Frau Schreiber hat an Stellen, wo eine sinngemäße Übersetzung nicht möglich war einfach Fußnoten zur Erklärung gesetzt. Das mag zwar keine elegante Lösung sein, aber dadurch kommt auch der deutschsprachige Leser in den Genuss der Pointe.
Ein ähnlicher Trick wurde von Neuwald selbst auch bei der Erklärung von archäologischen Fakten benutzt: Wenn sich fachkundige Protagonisten über archäologische Themen unterhalten, werden auch einige Bemerkungen mit Fußnoten erklärt. Dadurch werden dem Leser Dinge erläutert, die zwei Archäologen sich nicht gegenseitig herunterbeten müßten, wenn sie sich unterhalten. Dadurch bleibt der Dialog realistischer. Wie glaubhaft wäre denn z.B. ein Gespräch zwischen zwei Chirurgen, wobei einer sagt: "Heute mußte ich wieder einen Appendix entfernen, dass ist das kleine nutzlose Säckchen dort am Ende des Dickdarms..."?

Ferner ist der Text in weiten Teilen recht ironisch gehalten. Man stelle sich Morgan Lafet so vor: Ein großer, muskulöser Kerl mit langem blonden Haar zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Er ist praktisch der Traum aller Frauen sowie von Hyacinthe. Allerdings ist er auch chronisch pleite, genervt von seinem Job und seinem Chef, hat eine extrem neugierige Nachbarin und der Durchlauferhitzer ist im Eimer, obwohl er lieber warm duscht. Er muß im Rahmen der Handlung schlafen, essen und das eine mal als er Sex hat, bekommt es es hinterher mit einer frustrierten Frau zu tun, die eigentlich auf eine feste Beziehung gehofft hat.
Morgan Lafet sieht zwar aus wie ein Superheld aber er ist keiner. Tatsächlich hat er alltägliche Probleme mit denen sich die meisten Männer so herumschlagen müssen und weil er eine Romanfigur ist, halt noch einige mehr. Als er z.B. angeschossen wird, steht er nicht einfach wieder auf und kämpft tapfer weiter -nein- er kann halt nicht mehr weitermachen und muß gerettet werden.
Das macht ihn im Prinzip, und auch alle anderen Figuren sind so angelegt, ziehmlich realistisch und sympathisch.
Interessant ist auch, wie ein ägytischer Mullah reagiert, dessen Hilfe man unbedingt benötigt, dem man aber gerade offenbart hat, dass man eigentlich Atheist sei.
Oder wie Morgan sich erinnert als sein, durch Unfall ums Leben gekommender, Stiefbruder Etti einmal alle angeblichen Reliquien der katholischen Kirche weltweit addiert hat und somit statistisch belegen konnte, dass der Apostel Johannes mindestens 8 Füsse und 6 Schädel und der Apostel Paulus mindestens 29 Finger besessen haben muß, während Jesus Christus einen besonderen Rekord von stolzen 14 Penissen halten konnte.
Solche kleinen schelmischen Einfälle hat Neuwald über den ganzen Roman verteilt.

Was mich allerdings ein wenig stört ist, dass der Verlag nicht explizit darauf hinweist, dass dieser Roman nur ein Teil einer mehrbändigen Reihe ist. Zwar handelt es sich um den ersten Teil, aber es werden halt nicht alle Fragen wirklich geklärt. Im Grunde ist nichts gegen eine Romanserie einzuwenden, aber der Kunde sollte weinigstens darauf aufmerksam gemacht werden, finde ich.

Wer also wissen will wie es weitergeht mit Morgen Lafet muß zum Folgeband GÖTTERGRAB greifen.

Au revoir!

... link


Montag, 22. September 2008
Junwen in "Der Milchpulverskandal".


Hallo Ihr Lieben.

Hier ist nach einer Weile mal wieder euer Junwen.

Ich kann euch sagen, dass ich anstrengende Wochen hinter mir habe. Meine Eltern auch, denn denen habe ich richtig Angst eingejagt. Unabsichtlich versteht sich.

Angefangen hat alles am Abend des 3. September. Ich lag im Bett und hatte auch schon geschlafen, als mir auf einmal recht komisch wurde.
Nachdem ich dann mein Abendbrot wieder hochegwürgt hatte, machte ich vorsichtshalber durch Schreien auf mich aufmerksam.

Klar waren alle überrascht, denn ich hatte vorher noch nie erbrochen- egal was immer ich auch in mich reingefuttert hatte.
Naja, das Bett wurde wieder sauber gemacht und ich trank einen Schluck Wasser, um dann wieder zu schlafen.

Am nächsten Tag war ich eigentlich ganz gut drauf. Allerdings konnte ich mein Essen auch nur teilweise bei mir behalten. Hinzu kam, dass in dieser Nacht mein Bruder Mathew auch die Suppe hochkam und er sich nicht besonders fühlte.

Dann kam der Freitag. Mathew ging es besser, aber meine Uroma teilte nun mein Schicksal.
Klar, dass nun meine Eltern auf einen fiesen Magen-Darm-Virus spekulierten.

Auch meine Uroma war am Samstag wieder fit. Leider nicht ich. Im Gegenteil, denn an diesem Tag konnte ich nicht mal Wasser bei mir behalten.
Da ich nun seit 3 Tagen nicht mehr vernünftig gegessen hatte und nun auch die Gefahr einer Austrocknung akut war bin ich dann am frühen Sonntag morgen mit Mama, Oma und Papa per Taxi ins Krankenhaus gefahren.

Es war das selbe Krankenhaus in dem ich geboren bin.
Das erste was man in einem chinesischen Krankenhaus machen muß, ist bezahlen. Also erst zur Kasse, den Eintritt löhnen und dann wird man zur zuständigen Abteilung geschickt.
Auf der Kinderkrankenstation wartete ich dann mit zwei anderen Kollegen, dass der Schichtwechsel über die Bühne ging und dann konnten wir endlich mit einer Ärztin sprechen.
Die hat meine Temperatur gemessen, aber Fieber hatte ich nicht. Dann wurde ich zur Blutabnahme geschickt.
Dort mußte ich mich erstmal anstellen. Als ich an der Reihe war, wurde uns mitgeteilt, dass wir etwas wichtiges vergessen hatten...RICHTIG: Es mußte wieder bezahlt werden.
Papa ist also runter zur Kasse, hat gelöhnt und kam dann mit der Quittung zurück. Glücklicherweise mußte ich mich nicht wieder anstellen, sondern kam in einen anderen Raum. Mir wurde nähmlich das Blut nicht mit einer Spritze abgezapft, sondern nur ein spitzes Glaröhrchen in den Finger gerammt. (Trotzdem mußte ich kurz weinen)

Auf jeden Fall wurde die Blutprobe in eine Maschine gesteckt und 2 Minuten später hatten wir das Testergebnis.
Damit ging es wieder zu der Ärztin, die dann feststellte, dass die Anzahl meiner weißen Blutkörperchen viel zu hoch war, also eine Infektion vorlag. (Das war nicht wirklich überraschend)

Nun gab es Medikamente.

1. Ein Mittel, welches meinen Magen beruhigt, damit ich überhaupt andere Medikamente zu mir nehmen kann.
2. Dann ein leichtes Virostatikum.
3. Ein Mittel was Fieber senkt, falls welches auftreten sollte.

Nachdem wir alles hatten ging es ab nach hause. Mit dem Taxi natürlich.
Am Nachmittag zeigten meine Oma und meine Mama auch Symptome der Krankheit.
Ich war zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr zu gebrauchen. Ich war schwach und schlief die ganze Zeit, während Papa auf mich aufgepaßt hat.

Das Mittel gegen das Erbrechen half. Selbstverständlich war ich nicht dazu zu bewegen, dass Zeug zu trinken, aber man hat es mir mit Hilfe einer Pipette eingeflößt.
Nachdem ich dann wieder Wasser trinken konnte, gab es auch das Virostatikum.
Diese Nacht verging, ohne dass ich mich übergeben mußte.

Der Montag war dann schon viel ruhiger. Ich war zwar noch schwach, aber ich wollte, dass Mama mich durch die Gegend trägt.
Ähnlich verlief Dienstag und am Mittwoch ging meine Mama wieder mit mir ins Krankenhaus zur Kontrolluntersuchung. Die verlief gut, so dass ich auf weitere Medikamenteneinnahme verzichten konnte.

Einen Tag später hörten wir dann zum ersten Mal von verunreinigter Babymilch. Auch von zweit toten Babys war schon die rede.
Richtig schlimm wurde es jedoch, als öffentlich wurde, dass die verseuchte Milch von SANLU stammt, also genau meine Marke, die ich seit meiner Geburt trinke.

GUCKST DU AUCH HIER

Irgend jemand hatte offensichtlich die Milch mit Melamin gestreckt, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuchen.
Das Melamin wirkt zwar nicht direkt giftig, aber es kann sich im Körper ablagern. Bevorzugt in den Nieren, was zu enormen Nierensteinen führen kann. Die Nieren eines kleinen Babys sind natürlich leicht zu zerstören und so kam es auch zu Todesfällen.

Bei uns zuhause war die Aufregung natürlich groß. Gerade weil ich vor kurzen krank gewesen bin und nun Zweifel kamen, ob nicht Melamin dahintersteckt. Am Sonntag den 14.09. waren wir wieder im Krankenhaus, um meine Nierchen untersuchen zu lassen.
Da dies der Tag des Mondfestes ist, mußten wir in ein anderes Krankenhaus fahren, welches viel größer und auch -trotz Feiertag- voll besetzt ist.

Nachdem wir bezahlt hatten mußten wir über eine Stunde in der Ultraschallabteilung warten, bis wir an die Reihe kamen.
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass mir die Situation nicht besonders zugesagt hat und deswegen wollte ich einfach nicht ruhig liegen bleiben. Das hat natürlich die ganzen schönen Ultraschallbilder versaut und man konnte nichts feststellen.

Also sind wir unverrichteter Dinge wieder nach hause und ich habe schon verstanden, dass Mama es irgendwann nochmal versuchen wird:(

Der Milchpulverskandal weitete sich weiter aus. Noch mehr betroffende Hersteller und Produkte, noch mehr kranke Babys.
Die chinesische Regierung lies von einem Tag auf den nächsten praktisch alle in China hergestellten Milchpulver aus dem Verkauf nehmen.

Als ich am folgenden Dienstag während eines Spazierganges ein kleines Nickerchen machte, ist meine Mama einfach mit mir beim Krankenhaus vorbeigefahren. Allerdings hatte sie die Rechnung ohne Junwen gemacht, denn der wachte auf, als sie ihn auf die Liege im Untersuchungsraum legte und blieb natürlich nicht still liegen:-)

Jetzt wissen wir immer noch nicht, ob ich Nierensteine habe oder nicht. Eine neue Milch müssen wir uns auch suchen.
Allerdings bin ich im Prinzip schon wieder putzmunter. Der einzige Unterschied ist, dass ich seit meinem verkorksten Magen nicht mehr so viel laufen will. Im Gegenteil am liebsten möchte ich herumgetragen werden. (Ich verstehe gar nicht wieso alle über meine zierlichen 10 kg Lebendgewicht stöhnen)

Bisher sind 18 Leute verhaftet worden, von denen die meisten wohl zugegeben haben, bei der Milchpanscherei mitgemacht zu haben. Im Extremfall erwartet die Jungs sogar ein Todesurteil, welches hier in der Regel dann auch fix exekutiert wird.
Allerdings macht das die vier bisher gestorbenen Babys auch nicht wieder lebendig.

Meine Eltern sind jedenfalls heilfroh, wenn es bei mir wirklich nur ein dummer Virus gewesen ist.
Sowas erleben Viren auch nicht jeden Tag:-)


Also Leute, macht euch nicht soviel Sorgen um mich. Ich bin tapfer und mir geht es wieder gut.


Euer kleiner
Junwen

... link


Mittwoch, 25. Juni 2008
Junwen: Das korrekte Fortbewegungsmittel


Hallo Lieber Leser.

Hier ist mal wieder Euer Junwen mit dem neuesten aus meinem spannenden Leben.

Habe ich schon mal erwähnt, dass ich sehr gerne "Baschi" fahre ?
Auf Hochdeutsch heißt das Vehikel kurz "Bus". Das klingt aber nicht halb so süß, wie in meinem Dialekt.

Als Baby von Welt benutze ich selbstverständlich auch noch andere Fortbewegungsmittel.
Zwei Beispiele:



Zum einen benutze ich sehr häufig den Zug. Ist viel entspannter, als selbst hinter dem Lenkrad zu sitzen...moment...falscher Text.

In diesem Zug hat JEDER Wagon ein Lenkrad:



Dieses bediene ich auch gern, genauso wie den kleinen grünen Knopf, mit dem ich meine Bordkanone aktivieren kann, um die blöde Gummiburg zu beschießen, an der ich dauernd vobeifahren muß.
Der klare Vorteil: Bei mir gibt es keinen Eisenbahnerstreik.

Kurz und gut, ich nenne das ganze meine erste "ever circling experience". Sowas soll es im Leben ja öfters geben. Da bin ich auf jeden Fall gespannt, was da noch so auf mich zukommt:-)
***

Letztes Wochenende hat dann eine Kräuterteefirma zu Werbezwecken zwei tolle Dinge mitgebracht: a) Plastikkakteen mit weichen Stacheln und b) ein riesiges Kamel:



Nein, ich meine nicht das blaue da, das ist bloß Papa.
Das Kamel ist das Vieh auf dem ich gerade reite. Echt toll. Das wäre wirklich mein Lieblingsfortbewungsmittel, wenn es sich mal bloß fortbewegen würde...

Warum Papa da rumsteht hat auch seinen Sinn, denn jemand muß mich aus den beiden Höckern befreien und runterlassen.



Danke Papa und Tschüß du faules Kamel.
***

Na, manchmal tut es auch ganz gut mal 2 Sekunden ruhig zu sitzen.
Wie hier auf dem Schoß von Herrn Ronald McDonald.
Eigenartiger Typ: Grinst dauernd und hebt immer so seltsam die rechte Hand zum Gruß.



Besonders bequem ist er eigentlich auch nicht.

So das wars für heute mal wieder aus China.

LG aus Shenzhen
Euer
Junwen

... link


Electric Light Orchestra: ZOOM TOUR LIVE


Can't get it out of my ears
(5/5 Punkten)


Im Jahre 2001 AD veröffentlichte Jeff Lynne nochmal ein Album als Electric Light Orchestra, also gut 15 Jahre nach dem letzten, und nannte es {ZOOM}.

Doch damit nicht genug. Zur Überraschung vieler Fans wurde eine Promotionstour für {ZOOM} angekündigt und der Kartenvorverkauf begann.
Zum Aufwärmen wurde dann zwei Konzerte an zwei aufeinanderfolgenden Abenden in der CBS Television City, einem Fernsehstudio in Los Angeles, gegeben.
Was Sie hier sehen ist ein Zusammenschnitt aus Titeln dieser beiden Konzerte, die ELO in einer entspannten Clubatmosphäre zeigen.

Die Tatsache, dass fast ein Drittel der vorgetragenen Stücke vom aktuellen Album sind und die Band, abgesehen von Lynne und Richard Tandy an den Keyboards, nicht aus klassischen ELO-Mitgliedern besteht zeigt, dass es sich hier tatsächlich eine Promotion für {ZOOM} und nicht um eine Golden-Oldies-Retrotournee handelt.
Ist das nun schade ? - Ganz im Gegenteil.

Eingebettet in den Songs von {ZOOM} finden sich hier Stücke von allen ELO Alben, die zwischen 1971 {NO ANSWER/ELO1} und 1979 {DISCOVERY}erschienen sind. Verglichen werden können also Lieder vom Ursprung bis zum Zenit der Bandgeschichte mit den ganz neuen von {ZOOM} und hier fällt auf, dass diese sich ungeheuer gut in die Klangwelten von ELO einfügen. Tatsächlich ist {ZOOM} ein eher unterschätztes Album.

Zurück zur DVD:-)
Nachdem sich also die undurchsichtige Käseglocke von der runden, zentralgelagerten Bühne erhoben hat, wird das Konzert mit dem rockigen Riff von DO YA {A NEW WORLD RECORD - 1976} eröffnet, gefolgt von der einzig wahren Hymne für den richtigen Mann: EVIL WOMAN {FACE THE MUSIC - 1975}.
Danach kommt SHOWDOWN {ON THE THIRD DAY - 1973} und spätestens hier ist dem geneigten Hörer klar, dass dies keine Exklusivvorstellung für ELO-Greatest Hits ist.
Klar sind davon auch welche vertreten, z.B. STRANGE MAGIC und ONE SUMMER DREAM {FACE THE MUSIC}, LIVIN' THING und TELEPHONE LINE {A NEW WORLD RECORD}, TURN TO STONE {OUT OF THE BLUE - 1977}, SHINE A LITTLE LOVE {DISCOVERY} sowie CAN'T GET IT OUT OF MY HEAD {ELDORADO - 1974}, vielleicht eines der schönsten Liebeslieder, welches die moderne Rockmusik bis dato hervorgebracht hat.
Von den bekannten Gassenhauern wie ROCK'N'ROLL IS KING, ALL OVER THE WORLD, HOLD ON TIGHT oder DON'T BRING ME DOWN ist dankenswerter Weise nur letzterer hier enthalten. Jeff Lynne hat wirklich viele gute Lieder geschrieben, aber immer wenn ich einen dieser Songs höre, denke ich "er war jung, er brauchte das Geld und er brauchte eine Hitsingle".
Hervorzuheben ist auch noch die Anwesenheit von 10538 OVERTURE {NO ANSWER}, der das Prädikat hat, der erste ELO Song auf dem allerersten ELO-Album überhaupt zu sein. Sehr interessant ihn in dieser modernisierten Fassung zu hören.
Für mich persönlich ist sehr zufriedenstellend, dass mit MOMENT IN PARADISE und ORDINARY DREAM auch meine beiden Lieblingssongs von {ZOOM} berücksichtigt worden sind. (Jeff Lynne ist offensichtlich ein Telepath LOL)
Abgeschlossen wird das Konzert von ELOs Version des Chuck Berry Klassikers ROLL OVER BEETHOVEN {ELO 2 - 1973}, welches sozusagen der Pate für die Idee war, einfach mal Streicher in eine Rockband einzubauen.

Die agierende Band hat mit Peggy Baldwin und Sarah O'Brien zwei Cellistinnen, die den typischen ELO-Sound gut transportieren. Als Backgroundsängerin hat sich Lynne Rosie Vela auf die Bühne geholt und zur Freude der Zuschauer ist diese stattliche Dame nicht im Hintergrund, sondern praktisch neben ihm platziert.
Jeff Lynne selbst sieht kaum anders aus, als in den 70ern und 80ern- immer noch Bart, immer noch der Pseudo-Afrolook und immer noch die große Sonnenbrille. Sollte er jetzt mehr Falten haben, werden diese jedenfalls gut verdeckt.
Seine Stimme hat sich gut gehalten und er macht damit jeden Song unverwechselbar. Fast schüchtern wirkt er, wenn er mit dem anwesenden Publikum kommuniziert. Ein kleiner Running Gag ist, dass immer wenn Lynne einen Titel des aktuellen Albums ankündigt, das Publikum im Chor dumpf "Zoom-Zoom-Zoom" ruft und dies von ihm mit einem lächelnden Gesicht und einem lapidaren "That's the one" quittiert wird.

Auch am Chorgesang der Band zeigt sich, was auf einer folgenden Tournee alle drin gewesen wäre. Die Krönung dürfte das sehr schnell gesungene kurze Intermezzo von TURN TO STONE sein, was auf dem Studioalbum {OUT OF THE BLUE} wohl rein technisch erzeugt worden ist und hier der Effekt sehr schön imitiert wird.

Weil der Kartenvorverkauf zu schleppend lief wurde die ZOOM TOUR LIVE letztendlich abgesagt und somit ist diese DVD nur ein kleiner Vorgeschmack davon, was hätte sein können. Noch weitreichender dürften die Folgen für die weitere Existenz des Projektes Electric Light Orchestra sein, denn mit großer Wahrscheinlichkeit ist dies hier das letzte Kapitel.
Nur der Vollständigkeit halber möchte ich hier noch erwähnen, dass wohl drei der vorgetragenden Lieder, SWEET TALKIN' WOMAN, ROCK'N'ROLL IS KING und ALL SHE WANTED nicht auf dieser DVD veröffentlicht worden sind. Mag sein, dass irgendwann einmal ein Director's Cut folgt, was aber bei Musik-DVDs eher unwahrscheinlich ist.

Die technischen Details zur DVD spare ich mir, denn die stehen oben, aber Bild und Ton sind zeitgemäß und damit sehr gut.
Eine alles in allem gut gelungene Kompilation ohne zuviel Rücksichtnahme auf sogenannte Greatest Hits.
Für den ELO Fan ist diese DVD sowieso ein Muss, aber sie ist auch dem Einsteiger sehr zu empfehlen.

... link


Online seit 6761 Tagen
Letzte Aktualisierung: 2016.09.09, 09:20


Lilypie Kids Birthday tickers

Lilypie Kids Birthday tickers

status
Menu
Liste aller UMFRAGEN
???ZUM GÄSTEBUCH von Flying Blind In Shenzhen???
Links zu dies und das
Morgenländers Notizbuch
Neues von meinem Lieblingsschwaben: Gorillaschnitzel - Hedonismus für Fortgeschrittene
deepreds-kino Blog
HAPPY SLIP feat. Christine
HYPNOBOBS - odds & sods from a world of dreams feat. Mr. Jim Moon
Suche
 
Kalender
Letzte Aktualisierungen
Kulturschock: Spock -...
Wie das Oberkommando der Sternenflotte heute mitteilt...
by jensrb (2015.02.28, 08:10)
Nachgetreten: SPD - Eine...
by jensrb (2015.02.25, 05:04)
Junwen: Einmal ganz Gans...
Eine Großstadt wie Shenzhen ist natürlich...
by jensrb (2015.02.23, 05:51)
Die chinesische Küche:...
Was dem einen sein Steakhouse ist dem anderen sein...
by jensrb (2015.02.21, 13:21)
Willkommen im Jahr der...
Heute hat nach dem lunaren Kalender das Jahr der...
by jensrb (2015.02.18, 17:05)
Meistgelesendes
Die TOP 25
Counter
Wikio - Top Blog
DISCLAIMER
Verantwortlichkeiten

xml version of this page

made with antville