Flying Blind In Shenzhen
Freitag, 6. Juni 2008
Linwood Barclay: OHNE EIN WORT


Manchmal bekommt man was man sich wünscht...
(4/5 Punkten)

Terry Archer ist der Ehemann von Cynthia Archer, geborene Bigge. Ihre gemeinsame Tochter Grace ist acht Jahre alt.

Cynthias Leben hat eine starke Zäsur erfahren, als sie gerade 14 Jahre alt war. Als sie am Morgen des 12. Mai 1982 aufsteht sind ihr Bruder, ihre Mutter und ihr Vater spurlos verschwunden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
Jetzt, 25 Jahre später, schildert Terry Archer aus seiner Sicht, wie seine Frau versucht mit Hilfe eines regionalen Fernsehsenders doch noch Licht in diese Angelegenheit zu bringen sowie die Geschehnisse, die dadurch ausgelöst werden.

Linwood Barcley hat einen wirklich spannenden Mystery Thriller geschrieben, der mit Kapitel 41 in einem Action Thriller mündet.
Der Kunstgriff die Geschichte durch Terry erzählen zu lassen ist eine sehr gute Wahl, da man über einen langen Zeitraum nicht sicher sein kann, ob nicht Cynthia selbst hinter dem Verschwinden ihrer Familie steckt, denn an dessen Vorabend war sie noch, mit dem ersten Alkoholrausch ihres Lebens, nach hause gekommen und im Streit darüber wünschte sie ihren Eltern den Tod, bevor sie betäubt aufs Bett fiel.

Es ist hervorzuheben, dass die subjektive Darstellung in der ersten Person Singular durchaus realistisch ausfällt. Linwood Barclay hat weder den Fehler begangen zu detailiert Terrys Gedankengänge wiederzugeben, noch macht sie ihn zum semistupiden Beobachter, der immer nicht die naheliegensten Fragen stellen will, damit die Spannung künstlich gehalten wird. Im Gegenteil, in den meisten Fällen, begreift Terry genau die gleichen Sachen zeitgleich mit dem Leser und trotzdem dauert es eine Weile, bis man anfängt die Sache zu durchschauen.
Die Tatsache, dass der Autor so vorbildlich mit der subjektiven Form umgehen kann mag daran liegen, dass er neben der Schriftstellerei und seinem Job als Journalist auch noch Reden verfäßt und diese selbst vorträgt.

Nachdem das Rätsel gelöst wird gibt es dann noch ein rasantes Showdown und sogar noch eine, mehr oder weniger, überraschende Wende. Dank Terrys Erzählweise fällt die Spannung auch in diesem letzten Teil nicht vollkommen ab, obwohl es mit den ersten vierzig Kapiteln nicht mithalten kann.

Keinen Gefallen hat Linwood Barclay dem Leser getan, als er sich entschied einige kurze Kapitel einzustreuen, in denen sich offensichtlich zwei nicht genannte Personen unterhalten. Dies führt leider jedesmal zu einer Delle im Spannungsbogen. Warum das so ist kann ich hier nicht ausführen, ohne zu viel zu verraten:-)

OHNE EIN WORT (engl. NO TIME FOR GOODBYE)ist ein kurzweiliger Roman, dem man bedenkenlos jedem Krimi- und/oder Dramafan empfehlen kann und auf keinen Fall sollte man zögern Herrn Barclay als Redner zu buchen, wenn man mal einen nötig hat.

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Montag, 26. Mai 2008
Zum Mittagessen ins Kempinski, Shenzhen
Hallo Ihr Lieben!

Hier ist wieder mal Euer Junwen:



Gestern, also am Sonntag, waren wir alle zum Mittagessen ins Hotel Kempinski eingeladen worden.

Von wem ?
Nun, von meiner Mamas Cousine und deren zukünftigen Gatten, zwecks Verlobungsparty.

Wer sind alle ?
Nun, die hier:



Das Gastgeberpaar sind die Dame in rot neben meiner Uroma und der Herr in weiß neben Oma. Sie kennt ihr schon von anderen Fotos (siehe weiter unten) und er ist zwar auch Chinese, lebt aber in den USA. Obwohl er angeblich einen amerikanischen Paß hat spricht er fast schlechter Englisch als ich. hihi.
{Wer mich auf dem Foto entdeckt, bekommt einen virtuellen Knutscher:-)}

So nun aber zum Ort selbst. Das Kempinski in Shenzhen wurde vor ca. zwei Jahren eröffnet, ist also praktisch noch neu.
So sieht der Bau von außen aus:



Durch einen Seiteneingang kommt man in den Speisesaal, allerdings haben wir nicht im Saal selbst gespachtelt, sondern in einem Separee. Dieses befindet sich im 3. Stock und von der Ballustrade aus, hat man einen schönen Blick auf den eigentlichen Speisesaal:



Es gab außer Mathew und mir noch viele andere Kinder. Natürlich haben wir die Rollen der Sofas zur Kissenschlacht benutzt. Hier hilft mit meine Tante Julia beim Überprüfen meiner Waffe:



Während Papa die handliche Speisekarte studierte:



machten die anderen Schnappschüsse von Tante Sarah:



-Tante Julia:



- drei Generationen von Frauen der Familie Liang (weshalb ich nicht drauf bin, denn mein Name ist Bröcking und ich bin doch kein Mädchen) Tante Julia, Uroma (= taitai), Oma (= nainai), die Mama und Tante Sarah.



- Natürlich wollten die (ganzen) Männer der Familie auch ein Foto Mathew, taitai (die war nicht schnell genug weg), Nicht-die-Mama und ich.



Wir haben dann zwei Stunden lang an einem großen runden Tisch mit einer riesigen Lazy Susan drauf, das ist diese drehbare Glasplatte, mit der man die besten Stücke immer bei sich platzieren bzw. sie anderen wegschnappen kann, gegessen.
Richtig untypisch für chinesische Verhältnisse war der Ausschank von Rotwein. (Von dem ich auch wieder mal nichts abbekommen habe ~ grummel.)

Als dann alles vorbei war, sind wir noch vor dem Hotel ein paar Fotos machen gegangen. Hier ist eins mit mir drauf:



Danach sind Mama und ihre Schwester Sarah noch shoppen gegangen, während Papa und ich nach hause sind. Dort habe ich dann erst mal entspannt Poopoo gemacht, ein Fläschchen Milch hinter die Binsen gekippt und war dann so hundemüde, dass ich erst mal ein Nickerchen machen mußte:



Damit endet meine Sonntagsgeschichte auch schon. Das Kempinski ist zwar riesengroß und aufregend, aber ich war doch froh, als ich wieder zuhause war.


Dann bis zum nächsten Mal.
Zaijian
und LG aus Shenzhen
von Eurem süßen
Junwen

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Samstag, 24. Mai 2008
Richard Bachmann: AMOK


Whatever happened to Richard Bachmann ?
(3/5 Punkten)


Dies ist die Geschichte von Charlie Decker.

Die Legende besagt, dass Stephen King fünf seiner früheren Werke unter dem Pseudonym Richard Bachmann veröffentlicht hat um festzustellen, ob seine Werke auch ohne das Markenzeichen "King" Anklang finden würden.
Eine weitere Version davon besagt, dass King genötigt war auch unter einem Pseudonym zu veröffentlichen, da die Verleger in jenen Tagen nicht mehr als ein Werk pro Autor und Jahr auf den Markt bringen wollten, er aber viel fleißiger war.
Böse Zungen behaupten sogar, dass Richard Bachmann nur deshalb geboren wurde, weil sich King bei manchen seiner Arbeiten nicht sicher war, ob ihm seine Fans auch folgen würden. Diese Angst war unbegründet, denn die Nachfrage nach Bachmanns Büchern stieg enorm, als King 1985 offenbarte, der wahre Urheber zu sein.
Im selben Jahr verstarb Richard Bachmann und AMOK (engl. RAGE) ist sein erster Roman.

Charlie Decker erzählt seine Geschichte selbst in der Vergangenheitsform, womit schon von Anfang an klar ist, dass die Sache nicht unbedingt tragisch für ihn ausgehen muss, es sei denn der Autor greift in die erzähltechnische Trickkiste und Charlie plaudert mit dem Leser, während er auf einer Wolke sitzt und gelengentlich an den Saiten seiner Harfe zupft.

Als die Erzählung einsetzt ist Charlie Senior auf der Placerville High School in Maine, nicht besonders beliebt bei den Mitschülern und Lehrern, hat eingentlich nur einen richtigen Freund namens Joe McKennedy -der aber nicht in seine Klasse geht- und hat vor wenigen Wochen seinem Chemielehrer Mr. Carlson mit einem Schraubenschlüssel einen Scheitel gezogen.
Mr. Carlson überlebte die Attacke schwer verletzt und aufgrund pädagogischer und psychologischer Aspekte wird Charlie erst einmal nicht vom Unterricht suspendiert.
So geht er also normal zum Unterricht, während gleichzeitig seine unbehandelte schizoide Persönlichkeitsstörung ihn zu einer tickenden Zeitbombe macht.
Das Faß läuft über, als er mal wieder eine unerfreuliche Unterhaltung mit dem Schulleiter hat, in deren Anschluss er mit der Pistole seines Vaters zwei Lehrer kaltblütig erschießt und danach seine ganze Klasse in Geiselhaft nimmt.
Was nun folgt ist die einige Stunden andauernde Geiselnahme, während der mehrmals vom Schulleiter, dem Schulpsychologen und einem Polizisten versucht wird Charlie zur Aufgabe zu überreden und sich im Klassenraum eine Diskussionsrunde über die schwächen jedes einzelnen Schülers entwickelt. Im Mittelpunkt steht meist Charlie, der Begebenheiten aus seinem Leben erzählt, wobei sein Konflikt mit seinem autoritären Vater den Kern bildet.
Am Ende hat der Leser dann gelernt, dass Charlie eigentlich ein durchschnittlicher Jugendlicher ist, dessen persönliche Probleme eigentlich nicht größer als die seiner Mitschüler sind und das der tollste Hecht im Karpfenteich, Ted Jones, ein Leben lebt, was wirklich mehr Schein als Sein ist, aber anstatt ihn zu bemitleiden, wird er schließlich von seinen Klassenkameraden krankenhausreif geprügelt.

Stephen King hat hier abseits von seiner Horrorspur einen sozialkritischen Roman vorgelegt. Er will zeigen, wozu ein wütender junger Mensch alles fähig sein kann und versucht dies anhand einer realistischen Situation zu beschreiben. Inzwischen sind ihm aber Zeifel gekommen, ob er mit diesem Roman nicht eher das Biest im Manne füttert und verzichtet auf Neuauflagen innerhalb der USA.

Wie realistisch ist dieser Roman denn nun wirklich ?
Wenn es eine Schublade braucht, packen wir es doch in das Fach "Realistische Phantastik".
Schon während des Lesens beschleicht einen das Gefühl, dass irgendetwas mit Charlie Decker nicht stimmen kann abgesehen davon, dass es sich um einen Psychopathen handelt. 17 (?) Jahre alt, gerade seinen Spint abgefackelt, zwei Paukern das Lebenslicht ausgeblasen, mit einer geladenen Waffe vor seiner Klasse sitzend, während draußen sich eine Armee von Polizisten formiert und trotzdem klar denkend, jedes Gespräch -egal ob mit Psychologen, Polizisten oder Schülern- mit Bravour in Ruhe meisternd. Charlie ist so abgebrüht und überlegen, dass man sich nur wundern kann wieso eigentlich. Aus seinen kleinen Geschichten geht es jedenfalls nicht hervor.
Ein anderer Knackpunkt ist das Verhalten der Klasse. Man stelle sich nur vor man sitzt un seinem Klassenzimmer, am Lehrertisch sitzt ein anderer Schüler mit einer Pistole und zu seinen Füßen befindet sich die ganze Zeit die Leiche der Mathematiklehrerin, der gerade das Hirn rausgeblasen worden ist. Abgesehen davon, dass man erst mal vom vielleicht verhaßten Mathematikunterricht befreit wurde, wäre die ganze Angelegenheit doch ein Grund zur munteren Panik. In diesem Roman hat keiner der anwesenden Schüler überhaupt Angst und ich meine nicht, dass sie keine Angst zeigen, nein, die haben keine. Selbst eine vom Geiselnehmer genehmigten Pinkelpause wird von einer Schülerin nicht zur Flucht genutzt, denn sie kommt selbstverständlich freiwillig zurück.
Nun hat man schon vom Stockholm-Syndrom gehört, bei dem das Opfer zum Geiselnehmer eine emotionale Bindung aufbaut. Eine psychische Reaktion, um die Chancen aufs Überleben zu verbessern, aber das hier hat nichts damit zu tun, denn keiner der Schüler hat zu irgendeinem Zeitpunkt Angst getötet zu werden. Noch besser, alle - bis auf den armen Ted Jones - verbünden sich mit Charlie. Alle freuen sich, wenn er es mal wieder den Polizisten gezeigt hat und alle sind nur scharf darauf, Ted Jones auf die Fresse zu hauen. Was kann es in dieser Situation auch wichtigeres geben ?

Stephen King macht es dem Lesern leicht, indem er alle Protagonisten, trotz aller Unzulänglichkeiten, als eher sympathisch darstellt und nur Ted Jones als Miesepeter, ist man direkt böse, wenn die Polizei es wagt auf Charlie zu schießen und man freut sich über jeden Tritt den Ted kassiert.

Ich denke, dass sich Stephen King zuviel Sorgen macht um die Wirkung seines Romans auf amerikanische schulmassakerauslösende Revolverhelden. Bisher hat man nur bei Michael Carneal ein Exemplar von RAGE in seinem Spint gefunden, ob er es aber als Gebrauchanweisung nutzte, als er am 1.12.1997 drei Mitschüler erschoß, ist noch unklar.

Der deutsche Titel ist AMOK ist eher irreführend, den unter einen Amoklauf würde ich eher verstehen, dass Charlie durch die Schule geht und jeden versucht umzubringen, der ihm begegnet. Doch schon auf Seite 41, nachdem der zweite Blattschuss gesetzt wurde, ist schon Schluß. Jedenfalls wenn man den kleinen Fall von Klassenkeile später nicht als Amoklauf bezeichnen mag. Ich mag nicht.

Stephen Kings Angewohnheit umgangssprachlich zu schreiben, fällt hier mal nicht so unangenehm auf. Im Gegenteil es paßt sogar ganz gut. Wahrscheinlich wurde auch einiges durch den Übersetzer glattgebügelt, denn manchmal kommt einem die Sprache hier schon fast zu zahm vor.

Alles in allem ist dies ein sehr durchschnittlicher Roman mit einem eher flachen Spannungsbogen. Ich denke, wenn dieser Roman tatsächlich von Richard Bachmann geschrieben worden wäre, dann würde das Werk heute keiner mehr kennen.
Glücklicherweise ist Bachmann das griffige Pseudonym "Stephen King" in den Sinn gekommen.....äh..wie jetzt.....

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Letzte Aktualisierung: 2016.09.09, 09:20


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