Flying Blind In Shenzhen
Montag, 13. August 2007
Dan Simmons DIE HYPERION-GESÄNGE


Der Beginn einer wunderbaren und phantastischen Freundschaft (5/5 Punkten)


Obwohl schon etliche Rezensionen dazu existieren, möchte ich trotzdem ein paar Worte dazu verlieren, denn mit diesem Werk begann meine Liebe zu Dan Simmons.

Nicht nur, dass Simmons ein überaus wortgewaltiger Schriftsteller ist, sondern er beeindruckt oft durch sein Allgemeinwissen und/oder die Fähigkeit Hintergründe zu recherchieren und diese dann seinen Lesern in spannender Form zu vermitteln.

Ein Paradebeispiel dafür sind gerade DIE HYPERION-GESÄNGE sowie dessen Fortsetzung ENDYMION.
Im Gewand eines Science-Fiction Romans wird einem praktisch ziehmlich jede bedeutende Religion und deren Philosophien nähergebracht und erklärt.
Jedoch nicht schulmeisterlich oder gar langweilig, sondern eigentlich nur nebenbei im Zusammenhang mit der Beschreibung vieler Welten mit mannigfaltigen Systemen der sogenannten "Hegemonie".
Die "Hegemonie" ist der Verbund, der von Menschen besiedelten Planeten, nachdem die Erde durch einen tragischen "Unfall" scheinbar vernichtet worden ist.
Einen Zweig der Menschheit hat es in den leeren Raum verschlagen, in dem sie in riesigen biologischen Stationen leben. Diese Menschen werden "Ousters" genannt und die meisten von ihnen haben physiologisch mit den noch auf Planeten lebenden Artgenossen nicht mehr viel gemein, da sich ihre Körper evolutionstechnisch den extremen Lebensbedingungen des Weltraums angepasst haben.
Allein die Beschreibung dieser illustren Gesellschaft reicht aus, um aus diesem Roman etwas besonderes zu machen und dabei wird das Thema an sich nur am Rande behandelt.
Lange Rede kurzer Sinn: Für die Menschen der Hegemonie sind die Ousters das Feindbild und es herrscht ein erbahrmungsloser Vernichtungskrieg.

Die konspirierende Macht hinter diesem Krieg hätte eigentlich leichtes Spiel, wenn es da nicht eine unerklärbare Raum/Zeit-Anomalie auf dem Planeten Hyperion geben würde, der sich am Rand des Einflussgebietes der Hegemonie befindet.

Sechs sehr unterschiedliche Charaktere werden nun beauftragt, dem Geheimnis dieser Anomalie auf die Spur zu kommen, bevor Hyperion von den Ousters angegriffen wird.
Die Mission ist sehr gefährlich und im Prinzip ein Himmelfahrtskommando, weil das Epizentrum der Anomalie sich bei den sagenumwobenden Zeitgräbern befindet und diese werden von einem Wesen namens "Shrike" bewacht. Das Shrike aber ist absolut tödlich.

Wie schon Philip K. Dick in seinen Geschichten, die sozialen Bruchstellen der Gegenwart durch Verlegung der Handlung in die Zukunft offenlegte, benutzt Simmons diesen Kniff hier auch. Allerdings in einer epischen Breite, die bei Dick nicht vorkommt, denn der hat hauptsächlich Kurzgeschichten verfasst. Auch werden technische Fortschritte bei Simmons sehr deutlich gemacht, währen Dick dieser Aspekt der Zukunft nicht so stark interessiert hat.

Aber die Gemeinsamkeit der beiden Schriftsteller Dick und Simmons ist, dass sie in ihren Romanen vieles vorweg nahmen, was wir heute schon erleben:
Demokratische und tolerante Sozialstrukturen werden von inneren und äußeren Kräften ausgenutzt, die mit Pluralismus, Toleranz und der Freiheit des Individuums nichts am Hut haben, um letztendlich totaltäre Systeme aufzubauen, die ihre Macht sichern.

Auch in den HYPERION-GESÄNGEN kommt die innere Machtübernahme schleichend, mehr und mehr strategisch wichtige Posten werden kontrolliert, wie die Farcaster (das interplanetare Transportnetz), die Datensphäre (das absolut interaktive Internet der Zukunft) und die Verunsicherung der Öffentlichkeit durch Informationen über die angeblich so gnadenlosen Ousters.
Nur wenige begreifen, dass das Überleben aller davon abhängt, ob das Blatt noch mal gewendet werden kann und aller Unterschiede zum Trotz, eine produktive Zusammenarbeit möglich ist oder eben nicht.

Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor ? Ja?
Kein Wunder. Es ist die Beschreibung des Zustandes unserer Welt.
Dieses Buch ist ein Lehrstück in einem spannenden Gewand.

Zu empfehlen auch Lesern, die sonst nichts mit Science-Fiction anfangen können, weil ihnen die ausufernden technischen Beschreibungen nicht gefallen.
Für alle Science-Fiction-Fans ist es sowieso ein Muss.
Besonders zu empfehlen für Menschen, die ihren Lieblingsautoren noch nicht gefunden haben oder mal wechseln wollen:-)

Wie schon anfangs erwähnt, war die Lektüre dieses Romans für mich der Beginn einer wunderbaren Freundschaft voller phantastischer simmonscher Ideen und und Welten, womit ich alle seine Werke meine.
Danke Dan.

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Sonntag, 24. Juni 2007
Fingerübungen
Ich habe jetzt mal die früher von mir verfassten Rezensionen in mein Blog eingestellt.

Sozusagen als Fingerübungen, um mich mit dem System vertraut zu machen.

Man muss den Leuten von blogger.de mal ein Kompliment machen: Das System ist wirklich leicht zu bedienen und ausserdem sehr stabil.

LG aus Shenzhen
Jens

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Peter Hammill LOVE SONGS
Peter Hammill LOVE SONGS

DAS HERZ DES BARDEN (5/5 Punkten)

Was bewegte Peter Hammill dazu, eine Reihe von schon veröffentlichter Songs teilweise neu aufzunehmen und so zusammengestellt noch einmal dem Publikum anzubieten?

Das dies alles andere als eine lieblos gemachte Kompilation ist, ahnt man schon, wenn man den Mann auf der abgedeckten Couch sitzen sieht. Scheinbar lässig den Bildbetrachter ins Auge blickend.
Allerdings beansprucht er nur eine Hälfte des Sitzmöbels. Die andere Hälfte ist leer, jedoch deutet die verrutschte Abdeckung darauf hin, dass vor einer gewissen Zeit hier noch jemand gesessen haben mag.
Aus Zweisamkeit wurde Einsamkeit, ob nur für den Augenblick oder für Äonen.

Das Cover gibt darüber keine weitere Auskunft.
Dafür kommen in den vorgetragenden Liedern alle Variationen von Unsicherheit, Verlustangst und Einsamkeit vor.
Das Album trägt den Titel LOVE SONGS, jedoch beschreibt keines der Lieder das Hochgefühl, welches man hat, wenn man frisch verliebt ist.
Viel mehr macht Hammill seine Liebeserklärungen mit einer verbalen Gewandtheit, die in der Rock- und Popgeschichte ihres gleichen sucht, ohne das Wort LIEBE bzw. die Phrase ICH LIEBE DICH selbst all zu klischeehaft zu bemühen.

Peter Hammill hat es zu keiner Zeit seinen Hörern wirklich einfach gemacht. Zu komplex sind etliche seiner Songstrukturen, zu aussergewöhnlich setzt er seine Stimme ein. In der Regel...

Diese Kompilation jedoch taugt sehr gut als Einstieg in Hammills Klangwelten. Obwohl auch diese Lieder alles andere als einfach gestrickte Popperlen sind, kommen sie doch für Hammills Verhältnisse leicht verdaulich daher. Jedenfalls was die Kompositionen betrifft, denn die Texte haben einen extremen Tiefgang.

JUST GOOD FRIENDS: Aus der Sicht eines Liebhabers wir berichtet, wie sich eine Affäre dem Ende zuneigt, wobei noch nicht ganz klar ist wie es enden wird. Als Alternativen bieten sich nur Trennung oder eine feste Beziehung an.
MY FAVOURITE: Ein Mann beichtet seine Liebe. Er gibt zu nicht immer ehrlich im Leben gewesen zu sein, aber in diesem Fall ist es anders. Er kann es nicht fassen, das es offensichtlich jemanden gibt der ihn liebt und er liebt zurück.
BEEN ALONE SO LONG: Ein Mann kann nicht schlafen, weil er die Frau neben sich beobachten muss. Er ist sehr unsicher, weil er schon lange keine Beziehung mehr geführt hat und nun nicht weiss, ob er alles richtig macht.
Er hat vergessen wie es ist, Nachts aufzuwachen und jemanden friedlich schlafend neben sich zu finden.
Der Text dieses Liedes stammt ausnahmsweise nicht von Hammill selbst, sondern von seinem VAN-DER-GRAAF-Kumpel Chris Judge Smith. David Jackson spielt hier ein herzzerreissendes Saxophon.
OPHELIA: Das Zeugnis einer verlorenen Liebe. Der ultimative Verlust.
AGAIN: Auch ein Lied über eine Trennung. Man ist immer sich selbst. Man war so bevor man jemanden begegnet ist, aber nach der Begegnung ist man anders.
Wenn man einen guten Tag erwischt und gerade auf einen Peter Hammill Konzert verweilt, kann es geschehen, dass nach der letzten Zugabe, nachdem die Lichter schon angegangen sind und vielleicht schon der Strom des Mikrofons abgestellt ist, Hammill zurück auf die Bühne kommt und diesen Song acapella zum besten gibt.
IF I COULD: Du musst verrückt sein, um hier zu bleiben und ich werde verrückt, wenn Du gehst. Möglicherweise ein Paar nach einem Streit. Vielleicht auch ein anderes gravierendes Problem. Jedenfalls ist die Zukunft dieser Beziehung in Frage gestellt. Auf jeden Fall ist es zu lange her, dass ich Dir meine Gefühle gezeigt habe, dass ich Dir gesagt habe, wie sehr ich Dich liebe. Ich weiss dieses Schweigen wird mir nicht helfen. Ich will Dich darum bitten mir zu glauben...wenn ich nur könnte.
VISION: Ein Mann hat die Vision einer Vision. Es ist die Vision von einer Liebe die standhaft bleibt. Er möchte sich selbst finden, in dem er vom geliebten Menschen gefunden wird. Er möchte in ihren Armen sterben, auf das diese Vision niemals vergehen möge.
DON'T TELL ME: Das wohl wütenste Lied auf dieser Scheibe. Eine verletzte Seele, die die Stille als wohltuend empfindet. Die Stille die einsetzt wenn alles gesagt ist. Wenn alles klar ist, ohne dass man überhaupt noch etwas sagen muss. Wenn da bloss nicht noch dieses Quäntchen Hoffnung wäre...
THE BIRDS: Die Vögel wissen auch nicht, wie sie singen sollen, woher mein Freund soll ich das jetzt wissen....
THIS SIDE OF THE LOOKING-GLASS: Ich bin verloren, ich bin stumm, ich bin blind, ich bin trunken vor Traurigkeit. Alice ist auf der anderen Seite des Spiegels und ich bin allein. Selbst die Sterne flackern noch mal auf und fallen, weil sie ohne Dich nicht von Bedeutung sind.
Hier wird Hammill von einem Streichorchester begleitet. Dieses Lied kann einen unglaublich mitnehmen. Es lässt erahnen, dass vielleicht eines Tages einmal Hammills Songs in einer Philharmonie gespielt werden.

Ich denke mit dieser Komplilation gewährt Peter Hammill dem geneigten Hörer einen flüchtigen Blick auf das Herz des Barden, das in ihm schlummert.

Diese CD ist empfehlenswert für PH-Anfänger genauso wie für den fortgeschrittenen VDGG-Fan oder den, der es noch werden will.
Ich persönlich möchte ihn jedenfalls nicht mehr missen.

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John Saul THE RIGHT HAND OF EVIL
John Saul THE RIGHT HAND OF EVIL

EVIL WITHOUT A CAUSE (2/5 Punkten)

Als ich meinem Freund Klaus erzählt habe, welches Buch ich gerade lese, meinte er nur, dass dies ein Fehler sei.
Da dies auch noch mein erstes Werk von John Saul ist, war ich gespannt, ob ich mich seiner Meinung anschliessen muss.

Zur Sache:
Ted Conway ist ein alkoholkranker Hotelkaufmann, bei dem der Weg auf der Karriereleiter nur eine Richtung kennt, und zwar die steil nach unten.
Trotzdem er regelmäßig seine Gehaltschecks in Wodka umwandelt und praktisch nie etwas übrig bleibt, halten seine Frau Janet und seine Kinder Jared, Kim und Molly weiter zu ihm. (Wobei Molly als Baby auch nicht wirklich die Wahl hat)

Die Geschichte beginnt also, als das Leben der Familie Conway sich auf einem absoluten Tiefpunkt befindet. Das Geld ist wirklich alle und Ted verliert seinen Job in einem herunter gekommenden Hotel, weil er einmal zu oft den Barkeeper der Hotelbar observieren muss, den er in Verdacht hat seinen Arbeitgeber zu betrügen;-)
Nun verzweifelt selbst seine Frau und zieht ernsthaft in Betracht, die Kinder zu nehmen und Ted zu verlassen.

Da erweist es sich als glückliche Fügung, dass Teds Tante Cora just in diesem Moment das Zeitliche segnet, nicht jedoch ohne Janet zwei goldene Halsketten mit Kreuz zu vermachen. Eines für sie, das andere ist für Molly gedacht.
Ted fällt als dem einzig lebendigen Verwandten das Conway-Anwesen in St. Albans, Lousiana, als Erbe zu. Dies will Ted dazu benutzen, um es in ein eigenes Hotel umzuwandeln und das Ruder seines Lebens noch einmal herumzureissen.

Der Plan wäre auch nicht so schlecht, wenn seiner Realisierung nicht die Einwohner St. Albans, angeführt von ihrem katholischen Priester MacNeill, Teds Trinksucht und nichtzuletzt der uralte Familienfluch der Conways im Wege stehen würde.

So kommt es, wie es kommen muss. Das Böse nimmt Besitz von den männlichen Conways, trachtet danach die weiblichen zu töten und sich gegen Angriffe von aussen zu wehren. Diese kommen entweder halbherzig von den katholischen Priestern vor Ort oder von Jake Cumberland, dessen Familiemitglieder seit Generationen versuchen dem Conwayfluch mit Voodooritualen beizukommen und dabei regelmäßig den Löffel abgeben müssen. (Nicht etwa, um den Conways aus der Schlinge zu helfen, sondern sich an ihnen zu rächen!)

Kritik an der Handlung:
Es scheint Saul nicht darum zu gehen, eine in sich geschlossene spannende Geschichte zu erzählen, sondern darum jedes Horrorklischee zwischen DER EXORZIST und SHINING unterzubekommen. Die dabei entstehenden Logiklöcher sind so groß, dass man es eigentlich nicht glauben will und immer auf die überraschende Wende wartet. (In diesem Fall ist da das Warten auf Godot eher von Erfolg gekrönt)

Ein anderes Problem ist, dass es keine Sympathieträger gibt. Alle, aber auch wirklich alle, Protagonisten kommen so unfreundlich oder dämlich oder beides rüber, dass sie einem einfach egal sind.
Angefangen von Jake Cumberland, der als Stalker auftritt und mal kurzerhand die Katze der Conways abschlachtet, über Priester MacNeill, der in seiner christlichen Nächstenliebe die Conways lieber abschieben will, als ihnen zu helfen den Fluch zu besiegen, bis zu Janet Conway, der selbstverständlich klar ist, dass mit ihrem besessenen Gatten etwas nicht stimmen kann, die sich aber immer einfach dadurch vom aktiven Handeln abbringen lässt, indem er ihr an die Brust fasst. Dazwischen sind dann alle anderen Gestalten.
Am meisten empfinde ich jedoch als störend, dass die hier umgehende böse Kraft völlig ziellos ist. Es wird zwar ein Ursprung erzählt, der selbst schon arg konstruiert erscheint, aber nirgends wird klar, wo die Reise eigentlich hingehen soll. Von Tier- und Menschenopfern, über Gotteslästerung, über jungendliche Sexphantasien bis zum Rauchen von Joints kommt jede Sünde vor, welche die christliche Sichtweise so zu bieten hat. Exzessives Trinken gehört nicht dazu, denn kaum ist Ted vom Dämon besessen, schon schüttet er jeden Tropfen Alkohol in den Ausguss und ist fortan clean. Wirklich grausam.

Kritik am Schreibstil:
Sauls Schreibstil ist simpel und damit der Geschichte angemessen oder anders ausgedrückt, wir haben es hier mit einer Story der JASON-DARK-KLASSE zu tun.

Die Wahl seiner Stilmittel ist jedoch oft nervig. Die Auftritte des Bösen erleben die Protagonisten meist als langatmige Haluzinationen oder Träume, damit möglichst lange unklar bleibt, ob hier nun ein Dämon oder nur Drogen ihr Unwesen treiben. (Gähn!)
Der Fluch scheint zunächst auf das Anwesen beschränkt zu sein. Er trifft die Conways auch erst, als sie dort einziehen. Im Laufe der Handlung jedoch geschehen auch etliche Dinge im gesamten Ort. Überhaupt ist Sauls Unentschlossenheit darüber, wie mächtig, die hier wirkenden Kräfte eigentlich sind, ein extremes Manko.

Zusammenfassend kann man sagen, ist dieses Werk eine Art B-Horrorroman als Parallele zu den bekannten B-Movies aus Hollywood. Doch während viele dieser B-Movies gerade durch ihren Trashfaktor so unterhaltsam sind, macht sich der Trick in einem literarischen Werk nicht so gut. Besonders, wenn der Autor wirklich überhaupt keine interessanten Ideen hat, geschweige denn neue Sichtweisen einbringen kann.
Kurz und gut: Mein Freund Klaus hat recht behalten:-)

Wirklich zu empfehlen ist dieser Roman nur Lesern, die zuvor noch nie etwas aus diesem Genre gelesen haben, für alle anderen sind ein paar Stunden Langeweile vorprogrammiert.

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Dan Simmons THE TERROR (englisch)
Dan Simmons THE TERROR

DIE MASKE DES WEISSEN TODES (5/5 Punkten)

Am 19. Mai 1845 bricht die sog. John-Franklin-Expedition von England aus auf, um endlich die sagenumwobene Nordwestpassage durch die Arktis zu finden.
Sie besteht aus den zwei, extra zu diesem Zweck, um- und ausgebauten Segelschiffen HMS Erebus, unter Captain James Fitzjames, und der HMS Terror, unter Captain Francis Crozier. John Franklin selbst bekam das Oberkommando über das gesamte Unternehmen.

Am 26. July 1845 werden beide Schiffe, mit den verbliebenden 129 Mannschaftsmitgliedern, das letzte Mal von Europäern gesehen.

Nachfolgende Such- sowie andere Arktisexpeditionen fanden von den Besatzungen hinterlegte Nachrichten und befragten Inuits über das Schicksal der 129.

Zusammen mit meteorologischen Aufzeichnungen und einigen Exhumierungen konnte somit einiges rekonstruiert werden.
Angefangen von dem Pech gerade zum Höhepunkt einer etwa 700 Jahre dauernden Minieiszeit los zu segeln, über den Betrug des Stephen Goldner, der der Admiralität Nahrungsmittel in fehlerhaft verlöteten Dosen verkaufte, über die Borniertheit britischer Offiziere im 19. Jahrhundert, über die Kälte von bis zu unter -60°Celsius inklusive diverser Frostbeulen, über den Nahrungsmangel, über den quälend langsamen Tod durch Skorbut (Vitamin C Mangel)und Vergiftung bis hin zu kannibalistischen Handlungen.

Dan Simmons hat natürlich gut recherchiert.
Er nimmt die vorhandenen Fakten als Gerüst und ergänzt diese mit seiner Fiktion.
Dies gelingt ihm auch ausgzeichnet. Ein historisch herausragendes Datum ist z.B. der 11. Juni 1847, denn dies ist der schriftlich festghaltende Todestag von John Franklin. Was die beiden Captains Crozier und Fitzjames nicht mitgeteilt haben ist, wie Franklin starb, dies teilt uns jetzt erst Dan Simmons mit. Nur soviel dazu: Es ist eine alles andere als angenehme Finalerfahrung für Franklin.

Simmons beschreibt deteilreich das Leben und Sterben der Seeleute und umschifft erfolgreich sprachliche, wie auch handlungstechnische, Anachronismen.
Die Handlung des Romans beginnt im Oktober 1847, also zu einem Zeitpunkt, als die beiden Schiffe schon im Eis festsitzen. Die einzelnen Kapitel werden immer aus der Sicht des hauptsächlich Handelnden erzählt, wobei hier einer der Schiffsärzte, Dr, Goodsir, insofern eine Ausnahme ist, weil seine Kapitel in Tagebuchform gereicht werden.
Klar, das der unweigerliche Tod der Protagonisten sich dann auch meist in ihren Kapiteln abspielt. Auch im Fall von Dr. Goodsir sehr eindrucksvoll gelöst.
Im Fall von John Franklin und Francis Crozier gibt es auch einige Rückblenden in Form von Erinnerungen, die deren Leben vor dieser Expedition beschreiben. Sehr schön sind z.B. Franklins prüde Phantasien über die weibliche Schambehaarung, sowie Croziers Verführung im Schnabeltierteich:-)

Überhaupt hätte dies ein historischer Roman erster Güte werden können, doch Dan Simmons wäre nicht Dan Simmons, wenn er nicht auch noch das ein oder andere phantastische Element in die Geschichte eingebaut hätte.
Hervorzuheben wären hier Captain Croziers schwachen hellseherischen Fähigkeiten, die ihn, ausgerechnet zu einem entscheidenden Zeitpunkt, im Stich lassen und ein monströses Ding auf dem Eis, das unseren Protagonisten mehr als einmal zeigt, wer hier am Ende der Nahrungskette steht.
Ersteres benutzt Simmons, um dem Leser auch Dinge mitzuteilen, die die Protagonisten eigentlich nicht wissen können und zweiteres, um ein zusätzliches Spannungsmoment einzubauen.

Interessanterweise scheint der Roman manchmal genau an diesen Punkten zu zerfallen, denn er hätte als historischer Abenteuerroman ohne Monster genauso bestanden, wie als Horrorroman, ohne all zu viele historische Details.
Ein weniger guter Autor hätte diese Symbiose nicht so hinbekommen.
Ausgeschmückt wird das ganze dann noch, in Simmons unnachahmlicher Art, mit Zitaten von Edgar Allen Poes DIE MASKE DES ROTEN TODES und Thomas Hobbes LEVIATHAN. Das Ende hat sogar einen Hauch von DIE MEUTEREI AUF DER BOUNTY.

Auch ich möchte es hier nicht unerwähnt lassen. Simmons hält die Kontinuität seiner Geschichte bis einschließlich Kapitel 59 durch, dann erfolgt eine Zäsur. Er hat sich dafür entschieden, den Hintergrund der Bestie vom Eis etwas zu beleuchten. Dies wäre wohl nicht notwendig gewesen, aber meiner Meinung schadet es auch nicht wirklich.

Für Freunde wortgewaltiger Literatur sehr zu empfehlen. Für Freunde historischer Abenteuerromane genauso wie für Horrorfans. Ferner bleibt sich Simmons auch in diesem Werk treu, seltsame Romanzen einzubauen, wobei auch die gleichgeschlechtliche Liebe hier nicht zu kurz kommt.

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Jeff Wayne WAR OF THE WORLDS (Musical Version)
Jeff Wayne THE WAR OF THE WORLDS

NO-ONE WOULD HAVE BELIEVED IN 1978.... (5/5 Punkten)

...dass hier ein Musical veröffentlicht wurde, welches obwohl es erst kürzlich eine Liveaufführung erfahren hat, zu den erfolgreichsten überhaupt zählt.

Die Geschichte basiert natürlich auf den Roman WAR OF THE WORLDS von H.G. Wells und enthält alle wichtigen Elemente aus diesem.
Sie spielt Ende des 19. Jahrhunderts in England und wir begleiten einen Journalisten, der auf der Suche nach seiner Verlobten, dass von marsianischen Invasoren verwüstete Land durchquert. Dabei begegnet er verschiedenen Charackteren, die alle auf ihre eigene Art und Weise mit der Situation umgehen.
Ob nun den durchgeknallten Prediger Nathanial der glaubt, dass die Invasoren mit samt ihren unüberwindlichen Kampfmaschinen direkt aus der Hölle kommen, oder der Artillerist, der den genialen Plan hat eigenhändig eine unterirdische Stadt zu bauen, um so den tödlichen Waffen vom Mars zu entgehen. Hoffnungslosigkeit wo man hinkommt.

Warum ist dieses Musical nun so gut und erfolgreich?
Eine ausführliche Analyse würde den Rahmen hier sprengen, aber in der Zusammenfassung

1. Jeff Wayne sind hier sehr zeitlose Kompositionen gelungen, die in Kombination mit einer guten Aufnahmetechnik auch heute noch in remasterter Form sehr frisch klingen. (Vom Ohrwurmcharackter des Hauptthemas sowie der einzelnen Lieder will ich gar nicht erst anfangen)
2. Wayne hat sehr gute Studiomusiker engagiert, die sich entscheiden konnten, ob sie einen einmaligen Lohn als Bezahlung oder ob sie am Profit beteiligt sein wollten. Nur um ein paar zu nennen Chris Spedding und Jo Partridge (Gitarre), Herbie Flowers (bass), Ken Freeman (Keyboards) und Barry Morgan (Drums), sie alle lehnten eine Beteiligung ab, weil ihnen das Bargeld sicherer war. Klare Fehlentscheidung Jungs!
3. Es wurde nicht weniger als drei Maler (Michael Trim, Peter Goodfellow, Geoff Taylor) beauftragt, die Illustrationen und Bilder des Albums zu realisieren. Das Ergebnis ist auch Atemberaubend.
4. Die illustre Auswahl des Gesangsensembles. Jede Stimme konnte einfach nicht besser besetzt sein: Phil Lynott (Thin Lizzy) als Parson Nathaniel, Julie Covington (Don't cry for me Argentina) als seine Frau Beth, David Essex als Artilleryman, Chris Thompson (Manfred Mann's Earthband) singt THUNDER CHILD und Justin Hayward (The Moody Blues) singt FOREVER AUTUMN.
5. Richard Burton.
Der Schauspieler übernahm die Rolle des Journalisten und Erzählers.
Er hat die ersten dreissig Sekunden für sich, bevor die Musik einsetzt, und er schafft es mühelos den Höhrer in seinen Bann zu schlagen. {No-one would have believed that in the last days of the nineteenth century...}
Wenn man seiner phänomenalen Stimme lauscht, versteht man auch warum Elizabeth Tayler diesen Mann gleich zweimal geheiratet hat. Sie ist so prägnant, dass sie auch bei den o.g. Livedarbietungen nicht einfach durch einen anderen Sprecher ersetzt wurde, sondern es führte ein virtueller Burton durch London.

Dieses Musical ist inzwischen selbst zu einem Kulturgut geworden.
Ich kann nur raten, Licht ausschalten, Anlage aufdrehen bzw. die Kopfhöhrer aufsetzen und sich von den Marsianern erobern lassen.

P.S.: Es gibt sogar eine deutsche Version dieses Werkes, bei dem die Lieder im Original enthalten sind, nur Richard Burtons Rolle wurde von Curd Jürgens gesprochen. Der hatte auch eine sexy Stimme, aber an Richard kommt er nicht ran.

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Jan Delay IRGENDWIE, IRGENDWO, IRGENDWANN
Jan Delay IRGENDWIE, IRGENDWO, IRGENDAWANN

SIE WOLLTE RAUS AUS DER ANONYMITÄT! (5/5 Punkten)

Diese CD-Single entstand im Rahmen der von Herbert Grönemeyer initiierten Pop 2000 Aktion in der deutsche Musiker Songs von anderen deutschen Musikern coverten.

Jan Eißfeldt aka Jan Delay entschied sich für Nenas IRGENDWIE, IRGENDWO, IRGENDWANN und machte daraus einen Reggaesong. Viel falsch machen konnte er da nicht, denn das Lied ist neben LEUCHTTURM wohl der beste von Nena und bekanntlich kann man ja nahezu jeden Popsong problemlos mit einem Reggaerhythmus unterlegen.

Nein. Das wirklich bemerkenswerte an dieser CD ist und bleibt der zweite Song B-SEITE.
Jan Delay hat hier eine Perle geschaffen !
Das Lied selbst, auch ein Reggae, handelt von dem Schattendasein, dass so manches gute Lied als B-Seite (die es eigentlich auf einer CD gar nicht mehr gibt:-) fristet.

Muss man sich zunächst Mühe geben den Text, wegen des stark nasalen Gesanges von Delay, zu verstehen, geht er einem hinterher nicht mehr aus dem Kopf. (Ich habe die CD jetzt jahrelang nicht gehört und singe das Lied trotzdem noch so vor mich hin, was für etwaige Zuhörer dann weniger ein Genuss sein dürfte....)

Aber vor allem:
Ich werde jetzt mein Leben lang Mitleid mit der armen aber süßen B-Seite haben:-)

Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass der Ironiegehalt dieses Liedes letztendlich nur mit Klassikern wie MEIN KLEINER GRÜNER KAKTUS vergleichbar ist.

Auch bin ich sicher, dass dieser Song einst auf dem in ferner Zukunft erscheinenden POP 3000 Sampler, initiiert von Grönemeyers Ururenkelin, präsent sein wird.

Anmerkung: Diese Single ist vermutlich nicht mehr erhältlich, aber das Lied hat es auch auf Jan Delays SEARCHING FOR THE JAN SOUL REBELS geschafft. Dafür fehlt hier IRGENDWIE, IRGENDWO, IRGENDWANN.

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Stephen King CELL
Stephen King CELL

KASHWAK = NO-FO (2/5 Punkten)

Die Ausgangssituation dieses Werkes ist durchaus interessant.
Wenn man sich das menschliche Gehirn als eine Festplatte vorstellt, was geschieht, wenn diese durch einen Impuls von aussen gelöscht wird?

Welche Grundcodierung hat das zerebrale BIOS und wie wird das System wieder hochgefahren ?
Als Freund von pandemischen Endzeitgeschichten habe ich selbstverständlich diesen Roman gelesen, obwohl hier kein fieser Virus ursächlich für die Katastrophe ist, sondern offensichtlich eine Manipulation der Funktelefonnetze.

Das ganze ist eigentlich wie ein Kammerspiel angelegt. Die gesamte Handlung spielt erst in Boston und dann auf Wegen nördlich davon. Da nach dem fatalen Impuls die öffentliche Ordnung sofort! zusammenbricht und auch Rundfunk- und Fernsehsender nicht mehr auf Sendung sind, bekommt man keine Information darüber, was woanders passiert. Damit baut King hier weniger eine Atmosphäre, wie in seinem eigenen Roman THE STAND auf, sondern erinnert mehr an 28 DAYS LATER.

Die Geschichte selbst lässt sich grob in drei Abschnitte unterteilen:
1. Der Moment der Katastrophe (=1. Oktober 15:03 EST), in dem alle Leute, die gerade ein Handy benutzen das Gehirn entleert wird. Laut Herrn King besagt die verbleibende ursprüngliche Befehlszeile: Töte alles und jeden, der dir begegnet. Hier finden auch die ersten Protagonisten zueinander.
2. Die unkontrollierte Gewalt ebbt ab. Die Menschen mit dem erworbenen Wahnsinn bilden Gruppen und entwickeln telepathische Fähigkeiten. Unsere Protagonisten kommen zu einem Schulgelände, auf dem sich noch zwei "Normalos" befinden, nämlich der alte Direktor und ein computerversierter Schüler. Alle zusammen stellen fest, dass man den armen vom Wahnsinn befallenden am besten helfen kann, in dem man sie abfackelt. Tatsächlich wird der Massenmord ohne Gegenstimme beschlossen und durchgeführt. Leider hatte man nicht damit gerechnet, dass die telepathisch immer stärker werdenden Verrückten weniger Individuen sind, als vielmehr eine einzige Entität. Diese Entität fordert nun selbst Gerechtigkeit.
3. In der Hoffnung den Sohn eines Protagonisten in Maine zu finden, macht sich die Gruppe weiter auf den Weg nach Norden, was letztendlich auch von der Entität so gewollt ist, denn die Massenmörder sollen nicht einfach angegriffen und getötet, sondern öffentlich an einem bestimmten Ort, namens Kashwak, hingerichtet werden.
Dort kommt es dann zum Showdown.

Ich denke man kann schon anhand meiner obigen Beschreibung entnehmen, dass mich dieser Roman wenig überzeugt hat. Dabei kritisiere ich nicht mal die Art und Weise, wie sich der Impuls auf das Gehirn auswirkt und auch nicht, dass sich die Kranken dann zu Telepathen und z.T. auch zu Telekineten entwickeln. Dies ist letztendlich ein phantastische Geschichte und King nimmt sich halt das Recht, diese so vorankommen zu lassen.

Was mich wirklich stört ist folgendes:
1. Die starke innere Unlogik der Geschichte. Offensichtlich fallen viel mehr Menschen dem Impuls zum Opfer, als übrigbleiben. Da es wohl eher unwahrscheinlich ist, dass 90% der Bevölkerung Bostons am 1. Oktober um 15:03 Uhr ihr Handy benutzen, muss sich ein Grossteil der Leute später das Gehirn geplettet haben. Einer der Hauptpersonen bemerkt allerdings schon nach 5 Minuten, was die Quelle des Übels ist und versucht andere zu warnen. Jetzt ist die Frage, wieso versteht eine Person unter Millionen sofort was vor sich geht, während alle anderen nach dem Schock erst einmal zum Handy greifen um den Pizzaservice anzurufen ?
Oder: Einer anderer Protagonist schafft es eine fernzündbare Bombe zu präparieren, ohne dass die telepathische Entität etwas davon mitbekommt, obwohl diese die Wallfahrer schon seit langer Zeit beinflusst. Damit das Geheimis auch ein Geheimnis bleibt, nimmt sich der Bombenbauer selbstverständlich im Laufe der Handlung das Leben. (Hallo!!!)
2. Dieselbe Person, die den Grund der Katastrophe blitzschnell erkennt, ist im Laufe der restlichen Handlung eher begriffstutzig. King versucht daurch Spannung zu erzeugen, indem er einen Protagonisten Andeutungen machen lässt und dann gerätselt werden darf, was eigentlich gemeint ist. Stellvertretend für den Leser rätselt unser Held.
3. Weder das Schicksal von ein paar tausend gebratenen Wahnsinnigen noch der Tod einiger aus der Gruppe der "Normalos" macht den Leser betroffen. King schafft es hier einfach nicht für irgendeinen Charakter so etwas wie Symphatie aufzubauen.
4. Die Handlung ist zu keiner Zeit unvorhersehbar oder überraschend. Vielmehr wird das Ende unglaublich lange hingezogen. Der Roman wäre wesentlich rasanter, wenn King unwichtige Details ausgesparrt und auf etliche Wiederholungen verzichtet hätte.

Fazit: Man merkt hier besonders, wie der Auto King beim Schreiben eines Romans vorgeht: Er fängt an eine Idee zu entwickeln und schreibt drauf los, ohne wirklich zu wissen wo die Reise hingeht. (siehr S. King: DAS LEBEN UND DAS SCHREIBEN) Manchmal funktioniert diese Methode, manchmal eben auch nicht. Hier trifft Fall zwei zu.

Was man auch unbedingt beachten sollte ist, dass Kings Sprache alles andere als literarisch ist. Der Mann schreibt so wie er spricht und was uns damals in der Schule als Kardinalsfehler beim Verfassen eines Textes beigebracht wurde, hat sich für ihn als Erfolgsrezept herausgestellt.

Dieses Werk ist also wahrlich nichts für Humanisten und Schöngeister, wer aber nichts gegen eine Problemlösung a la G. Bush einzuwenden hat und dem der literarische Gehalt eines JOHN SINCLAIR-Romans genügt, der kann bedenkenlos zugreifen.

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Joanne K. Rowling: HARRY POTTER AND THE HALF-BLOOD PRINCE
HARRY POTTER 6

GRANDIOSER AUFTAKT ZUM FINALEN DUELL (5/5 Punkten)

Es ist wahr.
Dies ist der erste Harry Potter Roman den ich gelesen habe.
(Gut ich kenne die Verfilmungen der ersten vier Bände, was sehr zum Verstehen dieses Werkes beigetragen hat.)

Um es auf den Punkt zu bringen: Dies ist ein sehr gut geschriebenes Buch welches einen enormen Spannungsbogen aufbaut. Man will unbedingt wissen, wie es weiter geht und legt es deshalb so selten wie möglich aus der Hand.

Im Hauptplot wird berichtet, wie Professor Dumbledore Harry Potter, durch Eintauchen in Erinnerungsfragmente verschiedener Personen, die Vergangenheit von Tom Riddle zeigt, um ihn auf die kommende Konfrontation vorzubereiten. Dabei erfährt man wie Riddle, der sich jetzt Lord Voldemort nennt, es geschafft hat ein Meister der Dunklen Magie und quasi unsterblich zu werden. Allerdings lernt Harry auch, wie er es trotzdem bewerkstelligen kann den Mörder seiner Eltern zu vernichten.
Der zweite Handlungsstrang dreht sich um Harrys Schulkameraden Draco Malfoy, der offensichtlich den Death Eatern beigetreten ist und einen Plan ausheckt. Harry versucht Draco auf die Schliche zu kommen, denn die Death Eater waren und sind die gehorsamen Anhänger von Lord Voldemort.
Das Harry die zweite Aufgabe trotz Drängen von Dumbledore vernachlässigt, hat am Ende schwere Konsequenzen, wenn die beiden Handlungsstränge zusammen laufen.
(Obwohl die Handlung sehr vielen bekannt sein dürfte, möchte ich hier trotzdem nicht weiter spoilern.)

Joanne K. Rowling hat einiges erreicht:
1. Sie hat ein eigenes Universum erdacht, in dem die "magische" Welt parallel zur "normalen" Welt existiert. Diese magische Welt wird detailreich dargestellt und besticht z.B. durch das Fehlen jeglicher Technik. Jemand der zaubern kann, hat halt keine sinnvolle Verwendung für einen Schnellkochtopf:-)

2. Sie veröffentlichte den ersten Harry Potter Roman 1997. Seitdem stellt jeder der Bände die Erlebnisse eines Schuljahres dar. Als Harry eingeschult wurde, war er 10 Jahre alt, in diesem Band ist er 16. Da Harry sich altersbedingt weiterentwickelt, ist ihm die Treue seiner Leser sicher. Ferner sind die Jugendromane so gut verfasst, dass auch erwachsene Leser Spass daran haben.

3. Sie hat es geschafft, dass die Kinder des "Computerzeitalters" wieder ein Buch in die Hand genommen haben. Ich denke es gibt nicht wenige, die ihre Karriere als Leser mit Harry Potter begonnen haben und danach auch anderen Autoren eine Chance gegeben haben.

Zu diesem Buch: Abgesehen von der Anfangssequenz erlebt man die gesamte Handlung in dem man Harry begleitet. Zu jeder Zeit erfährt man was er erfährt, weiss man was er weiss. Harry selbst ist kein Superheld und macht auch Fehler. In manchen Szenen wirkt er nicht einmal besonders symphatisch, was ihn aber umso menschlicher erscheinen lässt. Wenn er den Moment der Unsicherheit überwunden hat, steht er zu seinen Entscheidungen und versucht sich durchzusetzen.
Letztendlich kann man mit ihm mitfühlen und das ist der entscheidende Punkt.
Auch die anderen Protagonisten und Antagonisten werden nicht auf Schwarz oder Weiss reduziert.
Draco Malfoy, der einen üblen Auftrag ausführen soll und es trotzdem nicht bis zur letzten Konsequenz macht, Professor Snape der einen fatalen Schwur nicht brechen will (oder kann) und selbst Tom Riddle, der wirklich nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren ist, sind z.B. sehr gut dargestellt.

Auch wenn am Ende dieses Buches die Fronten für die finale Konfrontation offenbar geklärt sind denke ich, dass nicht alles so ist wie es scheint. (Auch ich bin nach der Lektüre trotz allem noch nicht überzeugt, dass Snape ein Böser ist:-)

Der Roman ist nichts für zartbesaitete Gemüter, denn er ist zuweilen recht hart. Dem (jungendlichen) Leser werden Angst und Tod und erwachende Sexualität nicht erpart. Wer aber einige ereignisreiche Lesestunden verbringen und nebenbei einiges über die Herstellung eines wirksamen Zaubertrankes erfahren will, dem sei dieses gelungende Werk wärmstens ans Herz gelegt.

Ich persönlich weiss zwar noch nicht, ob ich die Bände 1 bis 5 jemals lesen werde, aber ein ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Wenn Harry das Ende der Geschichte in Band 7 durchstehen muss, dann werde ich auch an seiner Seite stehen.

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Dan Simmons OLYMPOS (deutsch)
Dan Simmons OLYMPOS

SOLLTE MAN GELESEN HABEN (5/5 Punkten)

Dan Simmons ist für mich einer der besten modernen Schriftsteller.

OLYMPOS hat zwar nicht mehr die erzählerische Dichte wie ILIUM, dieses liegt aber einfach daran, dass die Charakterisierung der Protagonisten sowie Antagonisten weitestgehend im ersten Teil erfolgt, während hier die Schlachten an allen Fronten beschrieben werden.

Genial finde ich, dass Simmons einem nebenbei grosse Werke der Weltliteratur (angefangen mit der Ilias von Homer) näher bringt, ohne zu langweilen.
Einen ähnlichen Kunstgriff wendet er ja auch bei HYPERION/ENDYMION an, in denen er so ziehmlich jede bedeutende Religion erklärt.

Auf eine Inhaltangabe des Werkes verzichten ich an dieser Stelle, weil dies in anderen Rezensionen schon gemacht worden ist.

Warum gebe ich OLYMPOS nun 5 Sterne ?

Nun, ich denke dass Dan Simmons in dieser Geschichte durchaus treffend den gesellschaftlichen Zustand unserer Welt beschreibt.
In mehreren Rezensionen wird bemängelt, dass es unlogisch ist eine planetenvernichtende Waffe, wie die Schwarze-Loch-Bombe ja ist, mit Hilfe eines U-Bootes und Raketen auf einen vermeintlichen Gegner zu feuern, da man anschliessend in dem nicht mehr zu stoppenden Prozess selbst vernichtet wird.
Selbstverständlich ist diese Handlungsweise irrational und unlogisch. Es wäre ein leichtes die Bombe im eigenen Land zu zünden und zu wissen, dass am Ende alles Leben vernichtet sein wird. Doch würde man sich auch nicht mehr an dem Schrecken und der Angst weiden können, den die "Feinde" empfinden, bevor sie untergehen. Diese Genugtuung rechtfertigt selbst die eigene Vernichtung.
Simmons selbst weist ja mehrmals darauf hin, dass dieses Hochgefühl beim ersten weltumfassenden Terroranschlag, nämlich die Freisetzung des RUBICON-Virus, nicht aufkommen wollte, da erstens die eigene Bevölkerung zusammen mit dem Grossteil der Menschheit stark dezimiert worden ist und zweitens die Israelis, als primäre Zielobjekte, das Gegenmittel entwickelt hatten.

Ich habe keinen Zweifel, dass moderne Terroranschläge, besonders wenn Sie religiös-fanatisch motiviert sind, genau dieser Art von kranker Logik folgen. Oder: Massenmord ist unlogisch aber verdammt real.
Dan Simmons hält uns mit OLYMPOS den zivilisatorischen Spiegel vor und befindet sich hier in guter Gesellschaft mit Schriftstellern wie Philip K. Dick.

Ferner ist es völlig fehl am Platz Simmons schnöde Anti-Islam Motive vorzuwerfen.
Erstens waren in ENDYMION die Moslems genauso Opfer der Diktatur der Katholischen Kirche und zweitens wird in einem der einleitenden Texte in WELTEN UND ZEIT GENUG vom Autor persönlich geschildert, wie er auf die Geschichte von ILIUM/OLYMPOS gekommen ist.
Während eines von Simmons geleiteten Kurses wurde die Aufgabe gestellt, sich zu überlegen welche Dinge (Verhaltensweisen, Philosophien, Regeln etc.) noch in 1000 Jahren bestand haben werden. (Die Idee wurde geboren, als die Frage aufkam, wie sich ein Mensch, der vor 1000 Jahren unserer Zeit gelebt hat, unsere Zeit und Gesellschaft vorgestellt haben könnte.)
Dan Simmons eigener Beitrag war "Der neunte Av". Seine Prämisse: Selbst in 1000 Jahren wird es jemanden geben, der versucht die Juden auszurotten.
Ob das stimmt oder nicht wäre zu diskutieren, aber zurückblickend hat seine These einiges für sich.

Von den heutigen Verhältnissen ausgehend, sind islamistisch Radikale am ehesten fähig, ohne Rücksicht auf eigene Verluste, ihre wirren Ideen mit allen Mitteln durchzusetzen.

Deshalb halte ich den dysutopischen Ansatz in OLYMPOS für durchaus gelungen.
Das Dan Simmons dabei andere Aspekte unserer Zeit ausser acht gelassen hat ist legitim, denn er hat keine wissenschaftliche Arbeit verfasst, sondern einen Roman.

Es wird auch moniert, dass Simmons den griechischen Helden krasse Verhaltensweisen andichtet sowie oft derbe Worte in den Mund legt. Nun, der Mann hat gut recherchiert. Die Menschen im Altertum waren aus unserer Perspektive einfach etwas direkter und gröber:-)
Achilles war vermutlich nicht der selbstlose und rechtschaffende Schöngeist, den man in etlichen Hollywood-Produktionen vorgesetzt bekommt, sondern eher, um es mal mit Hockenberrys Worten auszudrücken, der "Schwarzenegger" seiner Zeit.

Wer intelligente Geschichten mag, die in einer sprachgewaltigen Form gereicht werden, der kommt um ILIUM und OLYMPOS nicht herum.
Bestimmt nicht nur für Science-Fiction-Fans zu empfehlen.

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Na dann......Willkommen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Angeregt durch zwei andere Mitglieder des Forums für Rezensenten auf Amazon.de ( Zum Forum )
, Ophely und Reini, habe ich mich entschlossen auch ein Blog zu eröffnen.

Bei der unglaublich großen Anzahl von Blogs, die heutzutage online sind, frage ich mich wer das hier interessant finden sollte, aber für mich wird so ein persönliches Zeitdokument entstehen.

Als ausschlagebende Motivationen gibt es zwei Dinge:

1. Lebe ich seit etwas über einem Jahr in Shenzhen, China.
Das ist eine Stadt von nun 12 Millionen Einwohnern, die am Perlfluss in der Provinz Guangdong, gleich gegenüber von Hongkong, liegt.
Was ich hier im chinesischen Alltag so erlebe, ist oft sehr interessant und ich denke der ein oder andere Beitrag wird sich darauf beziehen.

2. Am 26.01.2007 erblickte mein Sohn Junwen Günter das Licht der Welt hier in Shenzhen.
Falls dieser Blog hier solange Bestand hat, wird es für Junwen sicher ein tolles Vermächtnis sein.
{Da er jetzt noch unter einer ausgeprägten Leseschwäche leidet, ist dieses Medium wohl noch nicht so interessant für ihn}

Ach, noch ein Wort zum Titel dieses Blogs.

Inspiriert wurde ich durch den Text des Liedes FLIGHT von PETER HAMMILL.
Genauer dieses Zitat ist für mich eine gute Beschreibung meiner Lebensführung im allgemeinen, wie auch jetzt im speziellen, wenn man mein Dasein in einer Umgebung mit fremder Sprache und chinesischen Schriftzeichen betrachtet.

[Still uncertain when I've woken
or what constitutes a conscious mind,
though the thought remains unspoken
I know I'm flying blind.]

Von dieser Stelle später mehr.

LG aus Shenzhen
Jens

Junwen und ich.

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Letzte Aktualisierung: 2016.09.09, 09:20


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