Flying Blind In Shenzhen
Montag, 13. August 2007
Dan Simmons DIE HYPERION-GESÄNGE


Der Beginn einer wunderbaren und phantastischen Freundschaft (5/5 Punkten)


Obwohl schon etliche Rezensionen dazu existieren, möchte ich trotzdem ein paar Worte dazu verlieren, denn mit diesem Werk begann meine Liebe zu Dan Simmons.

Nicht nur, dass Simmons ein überaus wortgewaltiger Schriftsteller ist, sondern er beeindruckt oft durch sein Allgemeinwissen und/oder die Fähigkeit Hintergründe zu recherchieren und diese dann seinen Lesern in spannender Form zu vermitteln.

Ein Paradebeispiel dafür sind gerade DIE HYPERION-GESÄNGE sowie dessen Fortsetzung ENDYMION.
Im Gewand eines Science-Fiction Romans wird einem praktisch ziehmlich jede bedeutende Religion und deren Philosophien nähergebracht und erklärt.
Jedoch nicht schulmeisterlich oder gar langweilig, sondern eigentlich nur nebenbei im Zusammenhang mit der Beschreibung vieler Welten mit mannigfaltigen Systemen der sogenannten "Hegemonie".
Die "Hegemonie" ist der Verbund, der von Menschen besiedelten Planeten, nachdem die Erde durch einen tragischen "Unfall" scheinbar vernichtet worden ist.
Einen Zweig der Menschheit hat es in den leeren Raum verschlagen, in dem sie in riesigen biologischen Stationen leben. Diese Menschen werden "Ousters" genannt und die meisten von ihnen haben physiologisch mit den noch auf Planeten lebenden Artgenossen nicht mehr viel gemein, da sich ihre Körper evolutionstechnisch den extremen Lebensbedingungen des Weltraums angepasst haben.
Allein die Beschreibung dieser illustren Gesellschaft reicht aus, um aus diesem Roman etwas besonderes zu machen und dabei wird das Thema an sich nur am Rande behandelt.
Lange Rede kurzer Sinn: Für die Menschen der Hegemonie sind die Ousters das Feindbild und es herrscht ein erbahrmungsloser Vernichtungskrieg.

Die konspirierende Macht hinter diesem Krieg hätte eigentlich leichtes Spiel, wenn es da nicht eine unerklärbare Raum/Zeit-Anomalie auf dem Planeten Hyperion geben würde, der sich am Rand des Einflussgebietes der Hegemonie befindet.

Sechs sehr unterschiedliche Charaktere werden nun beauftragt, dem Geheimnis dieser Anomalie auf die Spur zu kommen, bevor Hyperion von den Ousters angegriffen wird.
Die Mission ist sehr gefährlich und im Prinzip ein Himmelfahrtskommando, weil das Epizentrum der Anomalie sich bei den sagenumwobenden Zeitgräbern befindet und diese werden von einem Wesen namens "Shrike" bewacht. Das Shrike aber ist absolut tödlich.

Wie schon Philip K. Dick in seinen Geschichten, die sozialen Bruchstellen der Gegenwart durch Verlegung der Handlung in die Zukunft offenlegte, benutzt Simmons diesen Kniff hier auch. Allerdings in einer epischen Breite, die bei Dick nicht vorkommt, denn der hat hauptsächlich Kurzgeschichten verfasst. Auch werden technische Fortschritte bei Simmons sehr deutlich gemacht, währen Dick dieser Aspekt der Zukunft nicht so stark interessiert hat.

Aber die Gemeinsamkeit der beiden Schriftsteller Dick und Simmons ist, dass sie in ihren Romanen vieles vorweg nahmen, was wir heute schon erleben:
Demokratische und tolerante Sozialstrukturen werden von inneren und äußeren Kräften ausgenutzt, die mit Pluralismus, Toleranz und der Freiheit des Individuums nichts am Hut haben, um letztendlich totaltäre Systeme aufzubauen, die ihre Macht sichern.

Auch in den HYPERION-GESÄNGEN kommt die innere Machtübernahme schleichend, mehr und mehr strategisch wichtige Posten werden kontrolliert, wie die Farcaster (das interplanetare Transportnetz), die Datensphäre (das absolut interaktive Internet der Zukunft) und die Verunsicherung der Öffentlichkeit durch Informationen über die angeblich so gnadenlosen Ousters.
Nur wenige begreifen, dass das Überleben aller davon abhängt, ob das Blatt noch mal gewendet werden kann und aller Unterschiede zum Trotz, eine produktive Zusammenarbeit möglich ist oder eben nicht.

Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor ? Ja?
Kein Wunder. Es ist die Beschreibung des Zustandes unserer Welt.
Dieses Buch ist ein Lehrstück in einem spannenden Gewand.

Zu empfehlen auch Lesern, die sonst nichts mit Science-Fiction anfangen können, weil ihnen die ausufernden technischen Beschreibungen nicht gefallen.
Für alle Science-Fiction-Fans ist es sowieso ein Muss.
Besonders zu empfehlen für Menschen, die ihren Lieblingsautoren noch nicht gefunden haben oder mal wechseln wollen:-)

Wie schon anfangs erwähnt, war die Lektüre dieses Romans für mich der Beginn einer wunderbaren Freundschaft voller phantastischer simmonscher Ideen und und Welten, womit ich alle seine Werke meine.
Danke Dan.


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