| Flying Blind In Shenzhen |
|
Sonntag, 24. Juni 2007
John Saul THE RIGHT HAND OF EVIL
jensrb, 10:02h
![]() EVIL WITHOUT A CAUSE (2/5 Punkten) Als ich meinem Freund Klaus erzählt habe, welches Buch ich gerade lese, meinte er nur, dass dies ein Fehler sei. Da dies auch noch mein erstes Werk von John Saul ist, war ich gespannt, ob ich mich seiner Meinung anschliessen muss. Zur Sache: Ted Conway ist ein alkoholkranker Hotelkaufmann, bei dem der Weg auf der Karriereleiter nur eine Richtung kennt, und zwar die steil nach unten. Trotzdem er regelmäßig seine Gehaltschecks in Wodka umwandelt und praktisch nie etwas übrig bleibt, halten seine Frau Janet und seine Kinder Jared, Kim und Molly weiter zu ihm. (Wobei Molly als Baby auch nicht wirklich die Wahl hat) Die Geschichte beginnt also, als das Leben der Familie Conway sich auf einem absoluten Tiefpunkt befindet. Das Geld ist wirklich alle und Ted verliert seinen Job in einem herunter gekommenden Hotel, weil er einmal zu oft den Barkeeper der Hotelbar observieren muss, den er in Verdacht hat seinen Arbeitgeber zu betrügen;-) Nun verzweifelt selbst seine Frau und zieht ernsthaft in Betracht, die Kinder zu nehmen und Ted zu verlassen. Da erweist es sich als glückliche Fügung, dass Teds Tante Cora just in diesem Moment das Zeitliche segnet, nicht jedoch ohne Janet zwei goldene Halsketten mit Kreuz zu vermachen. Eines für sie, das andere ist für Molly gedacht. Ted fällt als dem einzig lebendigen Verwandten das Conway-Anwesen in St. Albans, Lousiana, als Erbe zu. Dies will Ted dazu benutzen, um es in ein eigenes Hotel umzuwandeln und das Ruder seines Lebens noch einmal herumzureissen. Der Plan wäre auch nicht so schlecht, wenn seiner Realisierung nicht die Einwohner St. Albans, angeführt von ihrem katholischen Priester MacNeill, Teds Trinksucht und nichtzuletzt der uralte Familienfluch der Conways im Wege stehen würde. So kommt es, wie es kommen muss. Das Böse nimmt Besitz von den männlichen Conways, trachtet danach die weiblichen zu töten und sich gegen Angriffe von aussen zu wehren. Diese kommen entweder halbherzig von den katholischen Priestern vor Ort oder von Jake Cumberland, dessen Familiemitglieder seit Generationen versuchen dem Conwayfluch mit Voodooritualen beizukommen und dabei regelmäßig den Löffel abgeben müssen. (Nicht etwa, um den Conways aus der Schlinge zu helfen, sondern sich an ihnen zu rächen!) Kritik an der Handlung: Es scheint Saul nicht darum zu gehen, eine in sich geschlossene spannende Geschichte zu erzählen, sondern darum jedes Horrorklischee zwischen DER EXORZIST und SHINING unterzubekommen. Die dabei entstehenden Logiklöcher sind so groß, dass man es eigentlich nicht glauben will und immer auf die überraschende Wende wartet. (In diesem Fall ist da das Warten auf Godot eher von Erfolg gekrönt) Ein anderes Problem ist, dass es keine Sympathieträger gibt. Alle, aber auch wirklich alle, Protagonisten kommen so unfreundlich oder dämlich oder beides rüber, dass sie einem einfach egal sind. Angefangen von Jake Cumberland, der als Stalker auftritt und mal kurzerhand die Katze der Conways abschlachtet, über Priester MacNeill, der in seiner christlichen Nächstenliebe die Conways lieber abschieben will, als ihnen zu helfen den Fluch zu besiegen, bis zu Janet Conway, der selbstverständlich klar ist, dass mit ihrem besessenen Gatten etwas nicht stimmen kann, die sich aber immer einfach dadurch vom aktiven Handeln abbringen lässt, indem er ihr an die Brust fasst. Dazwischen sind dann alle anderen Gestalten. Am meisten empfinde ich jedoch als störend, dass die hier umgehende böse Kraft völlig ziellos ist. Es wird zwar ein Ursprung erzählt, der selbst schon arg konstruiert erscheint, aber nirgends wird klar, wo die Reise eigentlich hingehen soll. Von Tier- und Menschenopfern, über Gotteslästerung, über jungendliche Sexphantasien bis zum Rauchen von Joints kommt jede Sünde vor, welche die christliche Sichtweise so zu bieten hat. Exzessives Trinken gehört nicht dazu, denn kaum ist Ted vom Dämon besessen, schon schüttet er jeden Tropfen Alkohol in den Ausguss und ist fortan clean. Wirklich grausam. Kritik am Schreibstil: Sauls Schreibstil ist simpel und damit der Geschichte angemessen oder anders ausgedrückt, wir haben es hier mit einer Story der JASON-DARK-KLASSE zu tun. Die Wahl seiner Stilmittel ist jedoch oft nervig. Die Auftritte des Bösen erleben die Protagonisten meist als langatmige Haluzinationen oder Träume, damit möglichst lange unklar bleibt, ob hier nun ein Dämon oder nur Drogen ihr Unwesen treiben. (Gähn!) Der Fluch scheint zunächst auf das Anwesen beschränkt zu sein. Er trifft die Conways auch erst, als sie dort einziehen. Im Laufe der Handlung jedoch geschehen auch etliche Dinge im gesamten Ort. Überhaupt ist Sauls Unentschlossenheit darüber, wie mächtig, die hier wirkenden Kräfte eigentlich sind, ein extremes Manko. Zusammenfassend kann man sagen, ist dieses Werk eine Art B-Horrorroman als Parallele zu den bekannten B-Movies aus Hollywood. Doch während viele dieser B-Movies gerade durch ihren Trashfaktor so unterhaltsam sind, macht sich der Trick in einem literarischen Werk nicht so gut. Besonders, wenn der Autor wirklich überhaupt keine interessanten Ideen hat, geschweige denn neue Sichtweisen einbringen kann. Kurz und gut: Mein Freund Klaus hat recht behalten:-) Wirklich zu empfehlen ist dieser Roman nur Lesern, die zuvor noch nie etwas aus diesem Genre gelesen haben, für alle anderen sind ein paar Stunden Langeweile vorprogrammiert. |
Online seit 6762 Tagen
Letzte Aktualisierung: 2016.09.09, 09:20
status
Menu
Liste aller UMFRAGEN???ZUM GÄSTEBUCH von Flying Blind In Shenzhen??? Links zu dies und das
Mein Amazon-Profil
Morgenländers NotizbuchForum für AMAZON-Rezensenten Ophelys cooler Blog Apiculas summender Blog Reinis fotoreicher Blog Peter Hammill's Homepage Dan Simmon's Homepage kamelin's Welt Neues von meinem Lieblingsschwaben: Gorillaschnitzel - Hedonismus für Fortgeschrittene deepreds-kino Blog HAPPY SLIP feat. Christine HYPNOBOBS - odds & sods from a world of dreams feat. Mr. Jim Moon Suche
Kalender
Letzte Aktualisierungen
Kulturschock: Spock -...
Wie das Oberkommando der Sternenflotte heute mitteilt... by jensrb (2015.02.28, 08:10) Junwen: Einmal ganz Gans...
Eine Großstadt wie Shenzhen ist natürlich... by jensrb (2015.02.23, 05:51) Die chinesische Küche:...
Was dem einen sein Steakhouse ist dem anderen sein... by jensrb (2015.02.21, 13:21) Willkommen im Jahr der...
Heute hat nach dem lunaren Kalender das Jahr der... by jensrb (2015.02.18, 17:05) Meistgelesendes
Die TOP 25Counter DISCLAIMER
Verantwortlichkeiten |