Flying Blind In Shenzhen
Montag, 6. August 2012
Willy DeVille: Heute vor drei Jahren...
...ist ein großer Musiker von uns gegangen.

Am 06.08.2009 wurde William Paul Borsey Jr. vom Bauchspeichelsrüsenkrebs dahingerafft. Ein krasser Verlust für den Rest der Welt, denn viel besser bekannt war Borsey unter dem Namen:


Spielt jetzt in der Himmelsband

Der Mann war der Prototyp eines Rock'n'Rollers, leider auch bzgl. des Mottos Live fast, die young.

Sein Aufstieg begann 1977 in New York mit seiner Combo MINK DEVILLE. Auf deren sechs legendären Studioalben [CABRETTA (1977), RETURN TO MAGENTA (1978), LE CHAT BLEU (1980), COUP DE GRÂCE (1981), WHERE ANGELS FEAR TO TREAD (1983), SPORTIN' LIFE (1985)] zeigt Willy, was er kompositorisch drauf hat, wobei spanische und italienische Einflüsse unüberhörbar sind. Aber auch Coverversionen von fremden Songs hörten sich bei MINK DEVILLE an, als ob sie von Willy selbst geschrieben worden wären.

Ich wurde eher zufällig Willys Fan, weil ich mir in der Stadtbücherei Spandau die Scheibe RETURN TO MAGENTA ausgeliehen hatte und völlig begeistert von dem Song GUARDIAN ANGEL war. Willy DeVilles, vom Rauchen und Trinken, aufgeraute Stimme kommt gerade dann so richtig zur Geltung, wenn er damit eines seiner vielen sehr gefühlvollen Liebeslieder vorträgt. GUARDIAN ANGEL ist ein gutes Beispiel dafür.

MINK DEVILLE wurde begraben, weil die Jungs u.a. Konkurs anmelden mussten. Außerdem war Willy es leid von allen mit Mink angesprochen zu werden.

Wie das Leben so spielt kannten Willys Gattin und die von Mark Knopfler (DIRE STRAITS) sich und so kam es zu einer Zusammenarbeit der beiden. Die war fruchtbar und mündete 1987 in MIRACLE. Auf dem Album befindet sich auch der Song STORYBOOK LOVE, der für den Film THE PRINCESS BRIDE verwendet worden ist. Raven Records brachte MIRACLE dann auch noch mit den drei Bonustiteln HEAT OF THE MOMENT, PULLIN' MY STRING and "IT'S SO EASY aus dem Film CRUISING (1980) heraus. Diese Version von MIRACLE höre ich heute noch öfters.

Nun folgte eine weitere starke Zäsur für Willy DeVille, indem er 1988 von New York nach New Orleans umzog.
Zum Einstand spielte er dort mit lokalen Größen ein R&B-Album ein, welches nur aus Coverversionen bestand: VICTORY MIXTURE von 1990.

1992 folgte dann mein absolutes Willy DeVille-Lieblingsalbum: BACKSTREETS OF DESIRE. Angefangen von EMPTY HEART ist jedes Lied ein Brecher. Besonderen Humor beweißt Willy indem er die Platte mit der Salvation Army Version von ALL IN THE NAME OF LOVE abschließt. Man kann sich die drei oder vier uniformierten Gestalten richtig vorstellen, wie sie es auf der Straße für eine kleine Spende schmettern:-))

Während seiner Zeit in New Orleans wandte sich DeVille auch wieder verstärkt spanischen - und natürlich auch französischen - Musikrichtungen zu, wie z.B. Cajun. Infolge entstanden die Alben BIG EASY FANTASY (1995, halb live), LOUP GAROU (1996) und HORSE OF A DIFFERENT COLOUR (1999). Letzteres wird von etlichen Musikkritikern als sein bestes angesehen.

2003 kehrte Willy DeVille nach 15 Jahren im sonnigen Süden wieder nach New York zurück, um hier seine beiden letzten Einspielungen zu machen: CROW JANE ALLEY (2004) und PISTOLA (2008). Beide beschäftigen sich teilweise mit den amerikanischen Ureinwohnern, wobei deren musikalische Einflüsse berücksichtigt werden.

Willy Deville hat sich filmtechnisch nicht nur auf Soundtracks beschränkt, sondern wirkte auch persönlich in einigen Spielfilmen mit, als da wären: VA BANQUE (1986) von Diethard Küster, HOMEBOY (1988) von Michael Seresin, BODY & SOUL (1988) von Gianpaolo Tescari, BULLET (1996) von Julien Temple, BEAUTIFUL LOSERS (1997) von Diethard Küster und BORN TO LOSE: THE LAST ROCK AND ROLL MOVIE (1999) von Lech Kowalski. Dass an einigen dieser Filme auch der Schauspieler Mickey Rourke beteiligt ist, ist kein Zufall. Er und Willy DeVille waren befreundet.

Ich denke schon meine kleine Abhandlung zeigt, wie vielfältig Willy DeVille war und genial, denn kaum jemand hat die in den USA existierenden musikalischen Strömungen so studiert, und in seiner eigenen Musik verarbeitet, wie er.

Im zarten Alter von 58 -schlappe drei Wochen vor seinem nächsten Geburtstag- ist er dann von uns gegangen. R.I.P.

Wer nun immer noch nicht überzeugt ist, dem kann ich auch nicht helfen, aber vielleicht der Meister selbst:


MAYBE TOMORROW

In den 90er Jahren habe ich Willy Deville auch mal live im Berliner Tempodrom gesehen. Unterhaltung pur.

LG aus Shenzhen
Jens


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.

Online seit 6520 Tagen
Letzte Aktualisierung: 2016.09.09, 09:20


Lilypie Kids Birthday tickers

Lilypie Kids Birthday tickers

status
Menu
Liste aller UMFRAGEN
???ZUM GÄSTEBUCH von Flying Blind In Shenzhen???
Links zu dies und das
Morgenländers Notizbuch
Neues von meinem Lieblingsschwaben: Gorillaschnitzel - Hedonismus für Fortgeschrittene
deepreds-kino Blog
HAPPY SLIP feat. Christine
HYPNOBOBS - odds & sods from a world of dreams feat. Mr. Jim Moon
Suche
 
Kalender
Letzte Aktualisierungen
Kulturschock: Spock -...
Wie das Oberkommando der Sternenflotte heute mitteilt...
by jensrb (2015.02.28, 08:10)
Nachgetreten: SPD - Eine...
by jensrb (2015.02.25, 05:04)
Junwen: Einmal ganz Gans...
Eine Großstadt wie Shenzhen ist natürlich...
by jensrb (2015.02.23, 05:51)
Die chinesische Küche:...
Was dem einen sein Steakhouse ist dem anderen sein...
by jensrb (2015.02.21, 13:21)
Willkommen im Jahr der...
Heute hat nach dem lunaren Kalender das Jahr der...
by jensrb (2015.02.18, 17:05)
Meistgelesendes
Die TOP 25
Counter
Wikio - Top Blog
DISCLAIMER
Verantwortlichkeiten

xml version of this page

made with antville