| Flying Blind In Shenzhen |
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Montag, 22. September 2008
Junwen in "Der Milchpulverskandal".
jensrb, 13:22h
![]() Hallo Ihr Lieben. Hier ist nach einer Weile mal wieder euer Junwen. Ich kann euch sagen, dass ich anstrengende Wochen hinter mir habe. Meine Eltern auch, denn denen habe ich richtig Angst eingejagt. Unabsichtlich versteht sich. Angefangen hat alles am Abend des 3. September. Ich lag im Bett und hatte auch schon geschlafen, als mir auf einmal recht komisch wurde. Nachdem ich dann mein Abendbrot wieder hochegwürgt hatte, machte ich vorsichtshalber durch Schreien auf mich aufmerksam. Klar waren alle überrascht, denn ich hatte vorher noch nie erbrochen- egal was immer ich auch in mich reingefuttert hatte. Naja, das Bett wurde wieder sauber gemacht und ich trank einen Schluck Wasser, um dann wieder zu schlafen. Am nächsten Tag war ich eigentlich ganz gut drauf. Allerdings konnte ich mein Essen auch nur teilweise bei mir behalten. Hinzu kam, dass in dieser Nacht mein Bruder Mathew auch die Suppe hochkam und er sich nicht besonders fühlte. Dann kam der Freitag. Mathew ging es besser, aber meine Uroma teilte nun mein Schicksal. Klar, dass nun meine Eltern auf einen fiesen Magen-Darm-Virus spekulierten. Auch meine Uroma war am Samstag wieder fit. Leider nicht ich. Im Gegenteil, denn an diesem Tag konnte ich nicht mal Wasser bei mir behalten. Da ich nun seit 3 Tagen nicht mehr vernünftig gegessen hatte und nun auch die Gefahr einer Austrocknung akut war bin ich dann am frühen Sonntag morgen mit Mama, Oma und Papa per Taxi ins Krankenhaus gefahren. Es war das selbe Krankenhaus in dem ich geboren bin. Das erste was man in einem chinesischen Krankenhaus machen muß, ist bezahlen. Also erst zur Kasse, den Eintritt löhnen und dann wird man zur zuständigen Abteilung geschickt. Auf der Kinderkrankenstation wartete ich dann mit zwei anderen Kollegen, dass der Schichtwechsel über die Bühne ging und dann konnten wir endlich mit einer Ärztin sprechen. Die hat meine Temperatur gemessen, aber Fieber hatte ich nicht. Dann wurde ich zur Blutabnahme geschickt. Dort mußte ich mich erstmal anstellen. Als ich an der Reihe war, wurde uns mitgeteilt, dass wir etwas wichtiges vergessen hatten...RICHTIG: Es mußte wieder bezahlt werden. Papa ist also runter zur Kasse, hat gelöhnt und kam dann mit der Quittung zurück. Glücklicherweise mußte ich mich nicht wieder anstellen, sondern kam in einen anderen Raum. Mir wurde nähmlich das Blut nicht mit einer Spritze abgezapft, sondern nur ein spitzes Glaröhrchen in den Finger gerammt. (Trotzdem mußte ich kurz weinen) Auf jeden Fall wurde die Blutprobe in eine Maschine gesteckt und 2 Minuten später hatten wir das Testergebnis. Damit ging es wieder zu der Ärztin, die dann feststellte, dass die Anzahl meiner weißen Blutkörperchen viel zu hoch war, also eine Infektion vorlag. (Das war nicht wirklich überraschend) Nun gab es Medikamente. 1. Ein Mittel, welches meinen Magen beruhigt, damit ich überhaupt andere Medikamente zu mir nehmen kann. 2. Dann ein leichtes Virostatikum. 3. Ein Mittel was Fieber senkt, falls welches auftreten sollte. Nachdem wir alles hatten ging es ab nach hause. Mit dem Taxi natürlich. Am Nachmittag zeigten meine Oma und meine Mama auch Symptome der Krankheit. Ich war zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr zu gebrauchen. Ich war schwach und schlief die ganze Zeit, während Papa auf mich aufgepaßt hat. Das Mittel gegen das Erbrechen half. Selbstverständlich war ich nicht dazu zu bewegen, dass Zeug zu trinken, aber man hat es mir mit Hilfe einer Pipette eingeflößt. Nachdem ich dann wieder Wasser trinken konnte, gab es auch das Virostatikum. Diese Nacht verging, ohne dass ich mich übergeben mußte. Der Montag war dann schon viel ruhiger. Ich war zwar noch schwach, aber ich wollte, dass Mama mich durch die Gegend trägt. Ähnlich verlief Dienstag und am Mittwoch ging meine Mama wieder mit mir ins Krankenhaus zur Kontrolluntersuchung. Die verlief gut, so dass ich auf weitere Medikamenteneinnahme verzichten konnte. Einen Tag später hörten wir dann zum ersten Mal von verunreinigter Babymilch. Auch von zweit toten Babys war schon die rede. Richtig schlimm wurde es jedoch, als öffentlich wurde, dass die verseuchte Milch von SANLU stammt, also genau meine Marke, die ich seit meiner Geburt trinke. GUCKST DU AUCH HIER Irgend jemand hatte offensichtlich die Milch mit Melamin gestreckt, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuchen. Das Melamin wirkt zwar nicht direkt giftig, aber es kann sich im Körper ablagern. Bevorzugt in den Nieren, was zu enormen Nierensteinen führen kann. Die Nieren eines kleinen Babys sind natürlich leicht zu zerstören und so kam es auch zu Todesfällen. Bei uns zuhause war die Aufregung natürlich groß. Gerade weil ich vor kurzen krank gewesen bin und nun Zweifel kamen, ob nicht Melamin dahintersteckt. Am Sonntag den 14.09. waren wir wieder im Krankenhaus, um meine Nierchen untersuchen zu lassen. Da dies der Tag des Mondfestes ist, mußten wir in ein anderes Krankenhaus fahren, welches viel größer und auch -trotz Feiertag- voll besetzt ist. Nachdem wir bezahlt hatten mußten wir über eine Stunde in der Ultraschallabteilung warten, bis wir an die Reihe kamen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass mir die Situation nicht besonders zugesagt hat und deswegen wollte ich einfach nicht ruhig liegen bleiben. Das hat natürlich die ganzen schönen Ultraschallbilder versaut und man konnte nichts feststellen. Also sind wir unverrichteter Dinge wieder nach hause und ich habe schon verstanden, dass Mama es irgendwann nochmal versuchen wird:( Der Milchpulverskandal weitete sich weiter aus. Noch mehr betroffende Hersteller und Produkte, noch mehr kranke Babys. Die chinesische Regierung lies von einem Tag auf den nächsten praktisch alle in China hergestellten Milchpulver aus dem Verkauf nehmen. Als ich am folgenden Dienstag während eines Spazierganges ein kleines Nickerchen machte, ist meine Mama einfach mit mir beim Krankenhaus vorbeigefahren. Allerdings hatte sie die Rechnung ohne Junwen gemacht, denn der wachte auf, als sie ihn auf die Liege im Untersuchungsraum legte und blieb natürlich nicht still liegen:-) Jetzt wissen wir immer noch nicht, ob ich Nierensteine habe oder nicht. Eine neue Milch müssen wir uns auch suchen. Allerdings bin ich im Prinzip schon wieder putzmunter. Der einzige Unterschied ist, dass ich seit meinem verkorksten Magen nicht mehr so viel laufen will. Im Gegenteil am liebsten möchte ich herumgetragen werden. (Ich verstehe gar nicht wieso alle über meine zierlichen 10 kg Lebendgewicht stöhnen) Bisher sind 18 Leute verhaftet worden, von denen die meisten wohl zugegeben haben, bei der Milchpanscherei mitgemacht zu haben. Im Extremfall erwartet die Jungs sogar ein Todesurteil, welches hier in der Regel dann auch fix exekutiert wird. Allerdings macht das die vier bisher gestorbenen Babys auch nicht wieder lebendig. Meine Eltern sind jedenfalls heilfroh, wenn es bei mir wirklich nur ein dummer Virus gewesen ist. Sowas erleben Viren auch nicht jeden Tag:-) Also Leute, macht euch nicht soviel Sorgen um mich. Ich bin tapfer und mir geht es wieder gut. Euer kleiner Junwen |
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