Flying Blind In Shenzhen
Montag, 3. Januar 2011
Das etwas andere Sylvester
Shenzhen, den 31.12.2010.



Sylvester, der letzte Tag des scheidenen Jahres, war diesmal für uns hier auch ein ganz besonderer Abschied.

Es war der Tag der Feuerbestattung inklusiver aller dazugehörigen Zeremonien.


Prolog: Der letzte Reis



5 Uhr morgens, 5 Tage nach ihrem Tod, bekam Taitai Mai Xiang ihre letzte Schale Reis.

Den musste sie aber mit allen Anwesenden teilen, denn jeder bekam einen Happen ab.

Anschließend wurde das Schälchen, mitsamt dem Rest an Reis darin, zerbrochen.


1. Ankunft




Kanonen für den terminalen Salut

Das Krematorium von Shenzhen ist ziehmlich weit weg von unserem zuhause.
Obwohl sich die drei Taxifahrer Mühe gaben, waren wir erst gegen 7:00 Uhr dort, was letztendlich auch ein Vorteil war, denn wir mussten draußen warten und es war kalt.

Nainai, Mama und Papa gehen in die Leichenhalle, um die Identität von Taitai zu bestätigen. Diese wird dann dem Bestatter zur kosmetischen Behandlung übergeben.




2. Die Vögel

Der erste Akt bestand mit der Befreiung von etwa 100 spatzenähnlichen Vögeln.
Soetwas bringt hier in China immer viel Glück.




Um die Vögel aus dem Käfig zu lassen, muss das Gitter zerrissen werden.

Dies geschah übrigens an einer sehr traditionell gehaltenden Beerdigungsstätte.






3. In der Klagehalle



Jetzt ging es in den Raum, in der die zentrale Abschiedszeremonie stattfand.

Alle bekamen entweder eine schwarze Armbinde oder eine weiße Blume zum anstecken.
Nur Nainai, als Taitais Tochter, wurde komplett in weiß gehüllt, genauso wie ihr Ehemann.
Unschwer zu bemerken, dass Weiß hier die eigentliche Farbe der Trauer ist. (Die der Freude ist Rot)



Was jetzt geschah ist folgendes:
Alle setzten sich hin.

Vor uns ist ein Altar mit Blumen und Kerzen und ein Foto von Taitai thront über allem.

Einleitend sagt ein Angestellter des Krematoriums einge Worte.
Alles weitere wird von einem buddhistischen Prediger moderiert, dabei handelte es sich aber nicht um einen Mönch.

Jetzt kann jeder der möchte aufstehen, nach vorne gehen und sich öffentlich von Taitai verabschieden.
Dabei verfallen die meisten Frauen in einen starken Weinkrampf. Es wirkt schon ziehmlich aufgesetzt.
Ein Teil des Prozederes besteht darin, die Verstorbene zu loben und sich bei ihr für seine eigenen Verfehlungen zu entschuldigen.
Ersteres fällt leicht, da Taitai eine Seele von Mensch war. Bei letzterem hätte der ein oder andere sicher noch zulegen können.
Zum Abschluss knient man vor Taitais Foto nieder.
Keiner der Sprecher konnte sich aus der Affäre ziehen, ohne das der Priester sie nicht aufforderte Taitai nochmal laut und deutlich zu sagen, dass man sie lieb hat.

Mama sagte auch ein paar eigene Worte und las dann unter Tränen Tanta Sahras Abschiedsgruss vor.

Der eigentliche Höhepunkt der Veranstaltung kam dann.
Rechts und Links vom Altar befinden sich zwei Türen.
Dahinter ist die echte Taitai aufgebahrt.
So gingen wir nun alle durch die rechte Tür, um einen letzten Blick auf sie zu werfen. Der Abgang findet dann durch die linke Tür statt.

Ein letztes Mal vor Taitais Bild verbeugen und die Zeremonie ist beendet.

(Dieser Teil des Tages ist auf Video festgehalten worden. Später werde ich euch noch eine komprimierte Fassung präsentieren)


4. Der finale Weg



Der Sarg wird verschlossen und mit Nainai, die Taitais Foto trägt, vorne weg, tritt Mei Xiangs sterbliche Hülle ihren wirklich letzen Weg an.

Am Eingang zu eigentlichen Feuerbestattunganlage müssen sich alle Begleiter dann entgültig verabschieden.


Auch wir Kinder helfen Taitai ins Licht


5. Die Nachsendung



Mit dem Verbrennung von Papiergeld hatte ich nun schon einige Erfahrung, aber was Taitai da noch alles mitgegeben wurde war doch ein himmlisches Vermögen.



Eigentlich wollten wir auch noch einige von Taitais persönlichen Sachen mitverbrennen, dass war aber an diesen Öfen nicht gestattet. Trotzdem haben wir alles dort zurückgelassen.






6. Abschluss



Danach haben wir noch etwas draußen gesessen und mit einigen krematorischen Angestellten über alles weitere gesprochen.

Dabei war von Vorteil, dass die Sonne die Luft inzwischen gut erwärmt hatte und wir nicht so frieren mußten wie am Morgen.




Epilog: Leichenschmaus

Zu guter Letzt sind wir noch in ein Restaurant gegangen, um mit den engeren Familienmitgliedern zu speisen.
Die Tische waren zwar vorbestellt worden, was sich im nachhinein aber als unnötig erwiesen hat, da wir sowieso die einzigen Gäste gewesen sind.

Erwähnenswert wäre noch, dass wir mit unseren Taxis zwar bequem zum Krematorium hin, aber nicht so einfach wieder weggekommen sind. Ein freundlicher Fahrer hat uns dann doch noch zum Restaurant gefahren.

Gegen 17:30 Uhr waren wir erst wieder zu hause und sehr müde.

Den Jahreswechsel 2010 --> 2011 haben wir komplett verschlafen.

LG aus Shenzhen
Euer
Junwen

P.S.: Im Kommentar sind noch einge Impressionen von dem Tag.


Die Urne wird im Krematorium zwischengelagert, bis sie nach Hunan gebracht wird und Taitai dort neben ihrem Ehemann beerdigt wird.

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Donnerstag, 30. Dezember 2010
Einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!
Obwohl 2010 etwas traurig für und geendet hat -oder gerade deswegen- wünschen wir allen...




LG aus Shenzhen
Junwen, Mathew, Ying & Jens

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Dienstag, 28. Dezember 2010
Junwen: BURNING FOR YOU!



Hallo Ihr Lieben.

Nachdem nun gestern früh meine Taitai (92) gerstorben ist, waren einige Dinge zu erledigen.

Mama hat einen kleinen Altar mit Taitais Foto aufgebaut.

Dann haben wir am Abend eine Zeremonie durchgeführt und die ging so:

Erst hat Papa drei angezündete Weihrauchstäbe in die Hand gedrückt bekommen, hat sich dreimal in Richtung des Fotos verneigt und dann den Weihrauch in das Gefäß vor das Bild gesteckt.

Damit Taitai nicht völlig mittellos ins Jenseits reisen muss, haben dann alle anwesenden Männer, also auch ich, himmlische Banknoten verbrannt.
Ferner wurde ihr die Bodhisattva Guānyīn als Begleitung zur Seite gestellt.



Der Altar mit dem Taitais Foto eingerahmt von zwei Kerzen, dem Weihrauchgefäß, einer Statue der Bodhisattva Guānyīn (观音) und ein Blumenstrauß mit Kondolenzkarte von Tante Sahra, Onkel Robert und Tristan


Von der anderen Seite inklusive des Weihrauches


Mama, die alles so schön organisiert hat, gedenkt ihrer Oma


Das himmlische Geld. Es gibt verschiedene Größen. Da man auf seinem letzten Weg keine Geldbörse dabei hat, wird einem die Kohle als Rauch nachgeschickt.


Papa hät die Scheine und Nainai zündelt


...und jetzt sind Mathew und ich dran.


...bloß nicht die Finger verbrennen...


Wie man deutlich erkennen kann hat Taitai jetzt genug Asche für die nächste Zeit.


Ich brauche wohl nicht extra erwähnen, dass die Wohnung nach dieser Aktion erst mal generalgelüftet werden musste.


Der nächste Schritt wird die Feuerbestattung von Taitais Körper sein. Wohl am Ende dieses Monats.

Ich halte euch auf dem laufenden.


LG aus Shenzhen
Jens

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Letzte Aktualisierung: 2016.09.09, 09:20


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